Süddeutsche Zeitung

Doku über "Central Park Five":"Ich möchte diese Räuber und Mörder hassen dürfen"

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Donald Trump hatte mit einer rassistischen Kampagne gegen die zu Unrecht verdächtigten Central Park Five agitiert, denen Netflix die Serie "When They See Us" gewidmet hat.

Von Willi Winkler

Donald Trumps politische Karriere begann mit einem Verbrechen. Eine junge Investmentbankerin war im New Yorker Central Park überfallen, vergewaltigt und fast totgeprügelt worden. Das Opfer war weiß und nicht arm, als Täter wurden fünf dunkelhäutige Teenager festgenommen, die vom Leben nicht viel zu erwarten hatten. Trump, bis dahin nur als PR-bewusster Immobilienunternehmer bekannt, platzierte noch vor Beginn des Gerichtsverfahrens in vier New Yorker Zeitungen eine ganzseitige Anzeige mit der Überschrift "Wir brauchen die Todesstrafe wieder!"

Der Fall hatte die Stadt aufgewühlt, selbst der konservative Bürgermeister warnte vor Rassenhass, aber Trump bestand auf seinem Recht: "Ich möchte diese Räuber und Mörder hassen dürfen. Sie müssen leiden, und wenn sie töten, dann müssen sie wegen ihrer Verbrechen hingerichtet werden." Der Rest seiner Erklärung, die faksimiliert seine heute bekannte steile Unterschrift trug, hielt sich ebenso eng an das gesunde Volksempfinden. Der Unternehmer wog das Sicherheitsbedürfnis der Bürger gegen die Untaten solcher Verbrecher ab, beklagte die Schwäche der Polizei und stellte eine Diagnose, mit der er 2016 Wahlsieger werden konnte: "Wir müssen erleben, wie unser bisheriges Leben vollkommen zusammengebrochen ist."

Die Annonce kostete 85 000 Dollar. Die Investition lohnte sich

Die Stadt und das Land brauchten also jemanden, der sie vor dem Untergang rettete. Trumps Erklärung bestätigte das rassistische Vorurteil, dass sich Schwarze an einer weißen Frau vergangen hätten; entsprechend fiel das Urteil in beiden Instanzen aus. Die Anzeige kostete 85 000 Dollar, eine Investition, die sich lohnte und den Sprecher einer tapfer empörten Bevölkerung ins Weiße Haus brachte. Donald Trump, der sich nie irrt und deshalb auch nie entschuldigt, hat noch im Präsidentschaftswahlkampf die längst entlasteten Männer für schuldig erklärt. Die Entschädigungszahlung nannte er eine "Schande".

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Quelle:
SZ vom 04.06.2019
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