Süddeutsche Zeitung

Nachruf auf Thomas Fritsch:Liebling des Publikums

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Thomas Fritsch ist gestorben. Er wird in Erinnerung bleiben als der Gute-Laune-Schauspieler mit der unvergesslichen Stimme.

Von Christine Dössel

Er gehörte zu den blonden Strahlemännern des deutschen Fernsehens, Typ ewiger Sonnyboy. Selbst im Alter war der Schauspieler Thomas Fritsch noch der charmante Verführer. Männlich-markant und apart ergraut, mit einem Bart wie Käpt'n Iglo, standen ihm die Opa-Rollen ähnlich gut wie früher die des Liebhabers. "Der Liebhaber ist ja eigentlich die langweiligste Rolle von allen", wusste er aus Erfahrung. "Der Bösewicht und der Komiker machen Spaß." Spaß hatte er oft in seinen Rollen, und den vermittelte er auch den Zuschauern. Er war ein Gute-Laune-Schauspieler und Sympathieträger, beliebt für seine Figuren in Serien wie Eine wunderbare Familie oder Unser Charly.

Geboren wurde Thomas Fritsch am 16. Januar 1944 in Dresden als Sohn des Ufa-Stars Willy Fritsch und der Tänzerin und Schauspielerin Dinah Grace (eigentlich Ilse Schmidt). Nach Kriegsende kam die Familie nach Hamburg, wo Fritsch seine Schauspielausbildung machte und auch Gesangs- und Ballettunterricht nahm. Es soll der berühmte Gustaf Gründgens gewesen sein, der dem 16-Jährigen zu einer Schauspielkarriere riet. Sein Debüt hatte Fritsch 1963 am Stadttheater Heidelberg. Noch während seiner Ausbildung feierte er in den Sechzigerjahren erste Leinwanderfolge, spielte an der Seite schöner, berühmter Filmfrauen wie Lilli Palmer, Daliah Lavi, Hildegard Knef. Ein Herzensbrecher par excellence. Auch mit seinem Vater stand er einige Male vor der Kamera.

Man sah sein Sonnyboy-Gesicht so oft im Fernsehen, dass man die einzelnen Rollen fast vergessen hat

Es gab Durchhänger in Fritschs Karriere. Aber es gab auch die großen Ausschläge auf der Beliebtheitsskala des deutschen Fernsehpublikums. Etwa, als er 1977 neben Jutta Speidel und Herbert Herrmann den Dritten im Turtel-Bunde in der ZDF-Serie Drei sind einer zuviel spielte, den Architekten Benedikt Kreuzer. Oder im 80er-Jahre-Hit Rivalen der Rennbahn den Champion-Jockey Christian Adler ( zu sehen in der ZDF-Mediathek). Man sah sein Gesicht so oft im Fernsehen, in Serien wie Derrick, Der Alte oder später in den Rosamund-Pilcher-Verfilmungen und im Bergdoktor, dass man die Rollen gar nicht näher in Erinnerung hat. Aber seine Freundlichkeit, sein warmes Lächerln und natürlich: seinen sonoren Bariton. Fritsch war Mr. Voice und als solcher einer der gefragtesten deutschen Synchronsprecher. Er lieh Russell Crowe und Jeremy Irons seine Stimme - und dem Säbelzahntiger Diego in den Ice Age-Filmen.

Ein Kino-Comeback hatte Fritsch 2004 in der Edgar-Wallace-Parodie Der Wixxer. Darin spielte er den schmierigen Earl of Cockwood, der in der schwarz-weißen Welt von Blackwhite Castle Möpse züchtet, heimlich mit Girlgroups aus dem Ausland handelt und sofort zum Hauptverdächtigen wird.

Am Mittwoch ist Fritsch im Alter von 77 Jahren gestorben. Der Bunten hatte er einmal verraten, sein absolutes Lieblingslied sei Leonard Bernsteins "Somewhere" aus der "West Side Story", am liebsten gesungen von Barbra Streisand. Dieses Lied wünsche er sich auf seiner Beerdigung - "und wehe, wenn nicht, dann stampfe ich mit dem Fuß von oben auf, und es gibt ein Riesendonnerwetter".

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