Süddeutsche Zeitung

Tatort Leipzig: "Türkischer Honig":"Zu müde für den Mist hier"

Eine gekidnappte Schwester, ein Vater im Knast, alles in einer völlig überkonstruierten Geschichte: Bei den Leipziger "Tatort"-Ermittlern Saalfeld und Keppler wird das biografische Element viel zu stark betont.

Von Holger Gertz

Die Verschränkung des Privatlebens der Kommissare mit dem Fall kann einer Geschichte einen Twist verpassen, Traurigkeit und Wut der Ermittler kommen griffiger rüber, wenn das Publikum die Wurzeln der Gefühlsausbrüche kennt. Man kann das alles aber natürlich auch übertreiben, und im Fall der Ermittler Saalfeld und Keppler wird das biografische Element doch sehr überbetont.

Was bisher geschah: Die beiden Hauptkommissare waren mal ein Paar, sie haben ein Kind verloren; Andreas Keppler (Martin Wuttke) kämpft mit dem Teufel Alkohol. Eva Saalfeld (Simone Thomalla) hielt ihren Vater lange für tot, stellte dann aber fest, dass er ein Krimineller ist, und brachte ihn ins Gefängnis. In der Neujahrsfolge nun trägt sich weiteres zu: Eva Saalfeld erfährt, dass sie auch noch eine Schwester hat, die beiden verabreden ein Treffen, zu dem es dann aber nicht kommt, weil die Schwester auf offener Straße gekidnappt wird, woraufhin Saalfeld ihren Vater im Gefängnis aufsucht, den sie übrigens für Abschaum hält.

Puh, wenn jetzt einer sagt, dass ihm das alles überkonstruiert vorkommt, hätte er die Wahrheit sanft ummäntelt. Andreas Pflüger (Buch) und Christine Hartmann (Regie) illustrieren ihre Story mit Autofahrten durchs nächtliche Leipzig, man hört türkische Musik und Weisheiten aus der abgegriffeneren Abteilung ("Es gibt keine Gerechtigkeit auf dieser Welt."). Allein Wuttke als Keppler schaut man gern dabei zu, wie er alles immer schön unterspielt. Irgendwann nuschelt er: "Zu müde für den Mist hier", und natürlich kann man das so stehen lassen.

ARD, Mittwoch, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 31.12.2013
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