Süddeutsche Zeitung

Tatort-Kolumne: Folge 8:Haaallo

Oma kriegt eine Ohrfeige und wird mit dem Handy gefilmt: Jugendgewalt, ächz. Beim neuen "Tatort" aus Wien weiß man schnell Bescheid. Dann wird der Fall aber trotzdem recht gut.

Alexander Gorkow

Teenager schlitzen sich die Kehle auf. Oma kriegt eine Ohrfeige und wird mit dem Handy gefilmt. Und so weiter. Ja, ach ja, früh weiß man Bescheid. Die immer so sehr mühsame Tatort-Klammer, ohne sie fürchteten Fernsehredakteure um den Sinn des Lebens. Diesmal also, ächz: Jugendgewalt.

Recht gut wird der Fall aus Wien dann trotzdem, weil das Was ja egal ist, nicht aber das Wie: Uli Brée hat den explodieren Teenies ebenso trockene Texte ins Drehbuch geschrieben wie dem Kommissar Eisner und seiner neuen Assistentin Bibi. Die sieht nicht nur aus wie die mittlere Patti Smith, in Anlehnung an die Ikone spült sie auch dosenweise Psychopillen mit Alkohol runter, weshalb sie mit 50 Jahren von der Sitte in Eisners Dezernat versetzt wurde. Haucht die Bibi hippiesk zu einem Gewaltbereiten ein erschöpftes "Haaallo", lautet die Antwort nur: "Fick dich!" Das sind mal Dialoge. Schön.

Der Film von Wolfgang Murnberger lebt vom doppelten Setting: die Teenager und ihre tumben Eltern, deren Schmäh hübsch vertont ist, dann Pillentante Bibi und Eisner mit seinem Das-geht-mir-auf-den-Sack-Gesicht. Harald Krassnitzer und Adele Neuhauser sind eine traurige, lustige, leise und: große Show.

ARD, Sonntag, 20.15 Uhr.

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Quelle:
SZ vom 05.03.2011
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