Süddeutsche Zeitung

Tatort aus Dortmund:Die oben nehmen Koks, die unten Heroin

Lesezeit: 1 min

Im Dortmunder Fall "Gier und Angst" sind alle benebelt, vielleicht ist er deshalb etwas langsam.

Von Claudia Fromme

Wenn es um Geld und Gier geht, ist beim Tatort gerade ein Frachthafen zu Nachtzeiten nicht weit. Vor drei Wochen lag die Leiche eines Arztes in Bremen vor Löschkränen, im Dortmunder Hafen sitzt nun ein Vermögensverwalter tot in seinem Auto. Kein Neigungsfall für Faber (Jörg Hartmann), der mit seinem siffigen Parka und dem süffisanten Lächeln des Antikapitalisten zusammen mit Bönisch (Anna Schudt), Herzog (Stefanie Reinsperger) und Pawlak (Rick Okon) im Milieu der Millionäre ermittelt. Die sind besessen von der Angst, ihr Geld zu verlieren, was bei ihren Verwesern die Gier anstachelt. Folgerichtig heißt der Krimi "Gier und Angst". Die Reichen fahren Maybach, Faber fährt Manta.

Die oben nehmen Koks, die unten Heroin, so ist die Arbeitsteilung

Anverwandte eines Millionärs und eines Ermittlers tauchen auf. Der eine ist Clubbesitzer und rächt sich für die faulen Fonds, die seinem steinreichen Bruder untergejubelt wurden. Die andere ist Ex-Frau und viel zu druff, um geradeaus denken zu können, nur zu Lou Reeds "Perfect Day" tanzen, das geht noch. Die oben nehmen Koks, die unten Heroin, so ist die Arbeitsteilung, und die Polizei ist diesmal mittendrin statt nur dabei.

Es knirscht wieder einmal im Team der Dortmunder, private Probleme drängen nach vorn. Wer der Mörder ist, darum geht es nur am Rande. Es wird viel gefahren und gerufen und gerannt, aber Tempo hat dieser Tatort, bei dem Sönke Lars Neuwöhner und Martin Eigler das Buch geschrieben haben und Letzterer auch Regie führte, trotzdem nicht. Zwischendurch hat man das Gefühl, man könnte sich ein Kaltgetränk holen, ohne zu viel zu verpassen. Benebelt sind hier fast alle, vom Geld, den Drogen, und ja, auch von der Liebe. Einen klaren Kopf behält nur Faber, dabei ist Tiefenentspannung wirklich nicht sein Revier. In dieser Hinsicht ist der Tatort dann doch sehr erhellend.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr.

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