Süddeutsche Zeitung

"Tatort" Berlin:Ein Krimi mit Sog, schnell und ohne Längen

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Im Berliner "Tatort" ermitteln Rubin und Karow in einem Film-im-Film-im-Film-im-Film. Es ist ausgerechnet dieser eher abgedrehte Fall, der die abgedrehten Kommissare erdet.

Von Holger Gertz

Dieser Tatort ist ein Film, beziehungsweise ein Film-im-Film, um nicht zu sagen sogar ein Film-im-Film-im-Film, aber was sich jetzt wieder mal überkonstruiert anhört, wird tatsächlich zu einem spannenden Krimi. Man muss sich drauf einlassen, klar, aber wenn man sich drauf einlässt, entwickelt das Stück einen Sog, wann gibt's das schon, im Tatort?

Die Berliner Kommissare Rubin und Karow (Meret Becker und Mark Waschke) haben einen Mordfall zu klären, ein Päckchen mit einem in Formaldehyd eingelegten Finger landet im Präsidium, dazu findet sich eine Kiste mit der dazugehörigen jungen Frau, die Kiste war schon länger von einer Filmfirma eingelagert, deren aktueller und einziger Film "Meta" auf der Berlinale Premiere feiert. Das Paket, die Kiste, die Leiche, die ermittelnden Polizisten: schon der Trailer zeigt den Kommissaren, dass das ihr Fall ist, der im Film sozusagen vorerlebt oder nacherzählt wird, und das ist dann schon eines der Thrill-Elemente: Was weiß der Film über die Kommissare, und woher weiß er das?

Drehbuchautor Erol Yesilkaya und Regisseur Sebastian Marka erzählen diese Geschichte schnell und ohne Längen, erzählen stellenweise parallel aus dem Film und aus den Ermittlungen, und das in den Berliner Episoden oft ausufernd ausgebreitete Privatleben ist hier nur eine Rückzugsinsel. Kommissarin Rubin versucht, etwas Ruhe in ihrer kaputten Familie zu finden, wenn sie "was Schönes kocht", um mit dem Sohn einen Film anzuschauen. Sie kocht dann für sich allein, Spaghetti.

So ist es ausgerechnet dieser eher abgedrehte Fall, der die bisher abgedrehten Kommissare besser erdet, der kalte Karow ist hier ein Mann mit pochendem Herzen und tiefer Moral. Kein leichtes Stück, durchaus selbstironisch "Meta" genannt, aber eines zum Dranbleiben, dem man jederzeit die Liebe anmerkt, mit der es fabriziert worden ist. Sogar Vorspann und Abspann sind diesmal anders als sonst, aber das merkt man beim Vorspann auch nur dann, wenn man genauer hinschaut. Ohne das geht es diesmal nicht.

Das Erste, Sonntag, 20.15 Uhr

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Quelle:
SZ vom 17.02.2018
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