Süddeutsche Zeitung

"Stern" gegen "Bunte":Alles Lüge, oder was?

Lesezeit: 2 min

Die Schlammschlacht um Bunte und Stern geht weiter. Nun operiert die dubiose Agentur mit Fälschungshinweisen.

Christina Maria Berr

Alles nur gefälscht? Im Streit um die Veröffentlichung des Stern zu Rechercheaufträgen der CMK im Auftrag des Peolpe-Magazins Bunte gibt es einen neuen Farbtupfer. Denn CMK behauptet nun, Stern habe vermutlich gefälschte Dokumente veröffentlicht.

Mit diesen Ausschnitten aus Unterlagen will Stern das Vorgehen bei CMK dokumentieren. Doch die Firma mit ihren eigenwilligen Arbeitsmethoden stellt in einer Pressemitteilung klar, dass "diese Papierfetzen ihr gänzlich unbekannt seien." Man wolle, so das Berliner Unternehmen weiter, "nun die Echtheit dieser Papiere prüfen und bittet nun "um die Herausgabe der abgedruckten Originale".

Ein durchschaubarer Versuch

Abgedruckte Originale oder Fälschung, da scheint man sich an der Spree offenbar selbst nicht ganz sicher zu sein. Immerhin, zitiert sich Firmensprecher und Gesellschafter Stefan Kießling, aus dessen Feder die kunstvolle Mitteilung stammt, dabei sogar selbst: "Weder inhaltlich noch bezüglich Schrift und Layout entsprechen diese abgedruckten Papiere den Arbeitsprotokollen, wie wir sie üblicherweise erstellen."

Beim Hamburger Investigativblatt Stern wiederum weist diese Unterstellung zurück: "Es gibt keinen Anlass, an der Echtheit der Papiere zu zweifeln ", erklärt Johannes Röhrig, einer der beiden Verfasser des brisanten Artikels. "Das ist der leicht durchschaubare Versuch von Seiten der CMK, von den Vorgängen und der eigenen Verantwortung abzulenken." Röhrig und Hans-Martin Tillack hatten in dem Artikel beschrieben, mit welchen Methoden - so war ein Sensor unter der Fußmatte von Franz Müntefering angedacht - CMK Politiker im Auftrag des People-Magazins Bunte ausspionierte.

"Einen Rechtsstreit vermeiden"

Bei der eigenen journalistischen Arbeit weist Röhrig jedoch jede Kritik seitens CMK zurück: "Der Stern hat die veröffentlichten und auch sonst vorliegenden Dokumente selbstverständlich verifiziert, soweit dies möglich war. Alle Fakten sind bestätigt, etwa durch Gegenrecherchen und Zeugenaussagen."

CMK-Geschäftsführer Kießling beharrt auf seiner Version, gibt sich auf Anfrage von sueddeutsche.de dennoch generös-zurückhaltend. "Wir möchten eigentlich einen Rechtsstreit vermeiden. Denn dann müsste der Stern die Echtheit der Papiere beweisen, was angesichts der Tatsache, dass diese offensichtlich nicht von CMK stammen, schwierig sein dürfte." Aber man habe das Hamburger Blatt ja nur "höflich und in seinem Interesse gebeten".

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Offenbar spekuliert CMK darauf, dass man damit die Glaubwürdigkeit des Stern diskreditiert und dem einen oder anderen einfällt, dass das Blatt einst mit gefälschten Hitler-Tagebüchern reüssierte - und auf Jahre mit der vermeintlichen Exklusivstory seinen Ruf verletzt hat.

Umso selbstsicherer gibt man sich dort. Redakteur Röhirg: "Der Stern hat bereits mehrere Behauptungen Kießlings als falsch entlarvt. Das wird auch in diesem Fall passieren. Ich sehe nicht, warum wir nun unsere Rechercheunterlagen herausreichen sollten."

Über das Internetportal stern.de hatten die beiden Autoren sogar nachgelegt. Dort heißt es, die Recherchefirma habe unwahre Angaben gemacht. Kiessling sei persönlich in die Recherchen involviert gewesen. "Kießling selbst will mit unsauberen Methoden nichts zu tun gehabt haben", schreiben dort die Autoren des Printartikels und weiter: "Die Wahrheit jedoch ist eine andere: Kießling war der Regisseur dieser Aktionen." Darauf wiederum hat Kießling nun reagiert. In der Pressemitteilung lautet der letzte Satz: "Im Übrigen hat Stefan Kießling nie bestritten, in den genannten Geschichten selbst recherchiert zu haben."

Bitte um journalistische Sorgfaltspflicht

Das Kleingefecht zwischen Stern und CMK hat immerhin eines zur Folge: Bunte, Auftraggeber der Detektivarbeit, ist aus der Schusslinie. Und das, obwohl sich Chefredakteurin Patricia Riekel nach wie vor keine Entscheidung geäußert hat, ob sie weiter mit CMK zusammenarbeiten will.

Stattdessen hat sich nun der Deutsche Journalistenverband zu Wort gemeldet und an den Pressekodex erinnert. Und auch Kießling selbst bittet in der Pressemitteilung um journalistische Sorgfaltspflicht. Ob er jene meint, die er selbst womöglich bei seinen Recherchen schlicht außer Acht gelassen hatte?

Die Schlammschlacht geht weiter. Stern-Chefredakteur Thomas Osterkorn kündigt in W&V für die nächste Ausgabe am Donnerstag weitere Enthüllungen an. Ein Vorabmeldung kommt bestimmt.

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