Süddeutsche Zeitung

Medienkolumne "Abspann":Erhellender Auftritt

Souverän präsentiert Peter Kloeppel bei "RTL Aktuell" die Nachrichten. Egal, was passiert, wie man jetzt weiß.

Von Aurelie von Blazekovic

Ausgerechnet bei dem Wort Weltall gingen die Lichter im Studio aus. Als RTL-Aktuell-Moderator Peter Kloeppel am Sonntagabend die Nachricht vom britischen Milliardär Richard Branson und seinem Trip ins All vorlas, wurde der Bildschirm schwarz. Und Kloeppel moderierte weiter, als hätte er mit nichts anderem gerechnet. In die Schwärze, ins Nichts, in die unendlichen Weiten der Fernseh-Galaxie. An die Nachricht vom Weltraum-Milliardär fügte Kloeppel elegant an: "Und wenn Sie mich jetzt nicht mehr sehen, sondern nur noch hören, kann ich Ihnen nur sagen: Hier ist das Licht ausgefallen im Studio."

Der leuchtende Hintergrund war weg, die Studio-Scheinwerfer aus, nur die Kameras liefen mit Notstromaggregat weiter, erklärte RTL später. Stromausfall, schuld daran sei ein Brand in einem Schaltkasten im Keller der Kölner Studios gewesen. Übrig blieb also Peter Kloeppel, erhellt mit der Taschenlampe seines eigenen Smartphones. Er ist seit fast zwei Jahrzehnten Chefmoderator der Sendung, den Mann bringt nichts aus der Ruhe. Ein bisschen war das, als säße man beim Candle-Light-Dinner mit ihm, ein Moderator und seine Nachrichten, sonst nichts. Toll.

Nachrichten im Dunkeln, das wirkte fast wie Kunst

Auch bei der Schalte nach New Mexico an den Weltraum-Flughafen blieb es dunkel, Kloeppel unterhielt sich dann auch noch mit seinem Sport-Kollegen Andreas von Thien, bei dem das Licht ebenfalls aus blieb, und brachte die Sendung zu Ende. Souverän führte Kloeppel die Zuschauerinnen und Zuschauer durch die endlose Dunkelheit. Und das Team von RTL Aktuell, das ist die erhellende Erkenntnis, produzierte plötzlich keine einfache Nachrichtensendung mehr, sondern Kunst.

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