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Playboy:Häschen in der Grube

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Hubert Burda Media will sich von der deutschen "Playboy"-Ausgabe trennen. Das bisherige Führungsduo übernimmt die Lizenz - ein nur bedingt gutes Zeichen für die Mitarbeiter.

Von David Denk

Es gab Zeiten, unschuldige analoge, da war mindestens eine zunehmend abgegriffene Playboy-Ausgabe unter den Matratzen der meisten pubertierenden Jungs zu finden. Deren Interesse galt in der Regel weniger den Interviews im Heft als vielmehr der Heranführung an "alles, was Männern Spaß macht", insbesondere die weibliche Anatomie. So der Mythos, der mit Bunny-Logo längst auch Parfüms und Sonnenbrillen verkauft. Aber immer weniger Hefte.

Nackte Haut ist mittlerweile allgegenwärtig, auch und besonders im Internet, den vergleichsweise brav, beinahe bieder wirkenden Playboy aber gibt es immer noch - in den USA wie in über 30 weiteren Ländern. Doch das Geschäft ist schwieriger geworden. Die Entscheidung des US-Mutterhefts, auf vollständige Nacktheit zu verzichten, wurde 2017 nach einem Jahr als Fehler zurückgenommen. Im ersten Quartal 2019 verkauften sich hierzulande im Schnitt 108 563 Exemplare - vor zehn Jahren waren es mehr als doppelt so viele.

Mehr denn je von der Lifestylemarke überzeugt

Nun hat die Hubert Burda Media, Lizenznehmer seit 2003, angekündigt, sich zum Jahresende nach 17 Jahren vom deutschen Playboy zu trennen. "Portfoliobereinigung" heißt das im Managersprech. Offenbar hat der Glaube an die Marke beim Großverlag gelitten - allerdings nicht beim langjährigen Führungsduo aus Verlagsleiterin Myriam Karsch und Chefredakteur Florian Boitin, die das Männermagazin von der ersten Ausgabe 2020 an in einer neu geschaffenen GmbH herausbringen werden. Sie seien "mehr denn je davon überzeugt, dass die klar positionierte Lifestylemarke Playboy auch künftig eine führende Rolle in der deutschen Medienlandschaft spielen wird", begründet Boitin, der seit zehn Jahren die Redaktion leitet, den Schritt.

Für die 21 Mitarbeiter ist das nicht automatisch eine gute Nachricht. Zwar besteht die Möglichkeit, sich auf die Stellen innerhalb des neuen Unternehmens zu bewerben, aber eine Jobgarantie gibt es nicht. Allen, die nicht weiter für den Playboy arbeiten, stellt Burda "sozialverträgliche Lösungen" in Aussicht. Es ist nicht der erste Verlagswechsel in der fast 47-jährigen Geschichte der deutschen Ausgabe. Von 1972 bis 2003 erschien der Playboy hierzulande bei Bauer. Damals war noch nicht von "Markenwelten" die Rede und von "innovativen Quellen", wie in den Statements der Beteiligten zur Lizenzübernahme. Damals, als der Playboy noch unter der Matratze der meisten pubertierenden Jungs zu finden war.

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Quelle:
SZ vom 25.06.2019
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