Süddeutsche Zeitung

Nachlese zum Tatort "Am Ende des Flurs":Leitmayrs persönlicher Albtraum

Lesezeit: 2 min

Irgendwann kennt Ivo Batic seinen Kollegen Leitmayr nicht mehr. Der Mord an einer jungen Frau stellt die Münchner Kommissare auf eine harte Probe - als Kollegen und als Freunde. Welche Erkenntnis steht am Ende? Und welcher Dialog war der ergreifendste in "Am Ende des Flurs"? Die "Tatort"-Nachlese - mit den besten Zuschauerkommentaren.

Von Carolin Gasteiger

Darum geht's:

Franz Leitmayr verhält sich bei den Ermittlungen zu Lisa Brenners Tod ungewöhnlich unbeteiligt, als würde er im Nebel stehen. Bis herauskommt, dass er mit der jungen Frau, einer Prostituierten, die das aber gar nicht sein wollte, einmal zusammen war. Batic und Leitmayr, die beiden unzertrennbaren grauen Wölfe, stellt das auf eine harte Probe. Abgesehen von Leitmayrs persönlichem Albtraum gibt es nach und nach drei Leichen - und einen Mordversuch mit offenem Ende.

Lesen Sie hier die Rezension von SZ-Tatort-Kritiker Holger Gertz:

Bezeichnender Dialog:

Leitmayr zieht Plastiksäcke voller Fotos, Klamotten und Sexspielzeug aus einem Container, die Brauereibesitzer Feistl zuvor weggeworfen hatte.

Batic: Wo ist das her, Franz? Du kannst es jetzt mir sagen oder der Untersuchungskommission im Fall Leitmayr. Was, verdammt noch mal, hat diese scheiß Frau mit euch allen gemacht?

Leitmayr: Reiß dich zam, ja? Reiß dich zam!

Batic: Ich hab gedacht, ich kenn dich und jetzt stehst du da wie ein Irrer. Meinst du, du kannst alles, was wir erlebt haben, einfach so hinlegen?

Leitmayr: In der Christoph-Straße 48 hat der Feistl ein Appartment, Appartment Nummer 33, da ist das Zeug her. Habt's ihr den aufm Radar?

Batic: Franz, du begibst dich in eine Parallelwelt. Dieser ganze Scheiß da, das tut dir weh, das ist mir klar. Aber es hat nix mit Mord zu tun, gar nix. Du konntest diese Frau nicht retten, weil du gar keine Ahnung hast, wer das überhaupt war. Und jetzt geh einfach. Geh!

Leitmayr: Ich wollt aufhören, Ivo. Ich wollt kein Polizist mehr sein.

Batic: Jaja, ich hab dich jetzt immer wieder gebeten, dich rauszuhalten, Franz. Ich kann nix mehr für dich tun.

Die beste Szene:

Ehepaar Feistl in seiner schicken Wohnung, kurz nachdem die Polizei den reichen Brauereibesitzer telefonisch vorgeladen hat. Viele Worte sind nicht mehr nötig zwischen den beiden. Und aus den wenigen, die fallen, sprechen purer Hass und Verachtung. Kurz darauf erhebt Feistl vor den Gästen wieder sein Glas Champagner. Hauptsache, den Schein wahren.

Die besten Zuschauerkommentare:

Die Erkenntnis:

Allein sind sie am Ende alle. Und einsam. Vor allem Franz Leitmayr. In "Wir sind die Guten" leidet Ivo Batic unter Gedächtnisverlust und ist auf die Hilfe seines Kollegen und Freundes Leitmayr angewiesen. Nun sieht es anders aus. Und sollte Leitmayr seinen schweren Verletzungen erliegen, wäre es auf jeden Fall ein Abschied mit Knalleffekt.

Top:

Leitmayr und Feistl erinnern sich an die tote Lisa Brenner - in stillen unaufgeregten Rückblenden, unterlegt von Oldiemusik. Als eine Art Leitmotiv tragen sie den Tatort. Melancholisch, aber nie kitschig.

Schon mal irgendwo gehört:

"Herr Batic, dieser Mann ist ganz Bayern. Regierung, Wirtschaft und ein paar Millionen Wiesnbesucher. Und was sind wir? Nichts sind wir."

Bester Auftritt:

Barbara de Koy gibt sich als Apothekerin Margot Höllerer zunächst unscheinbar, die nette und hilfsbereite Nachbarin von nebenan. Aber unter der seltsamen Perücke schlummert ein teuflischer Geist. Und irgendwann sprühen aus Höllerers Augen Funken, die für Gänsehaut sorgen.

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