Süddeutsche Zeitung

Beschwerderekord:Beitrag über Meghan Markle bringt Briten in Rage

Lesezeit: 2 min

Massenbeschwerden beim britischen Presserat nach Beitrag von Moderator Jeremy Clarkson in der britischen "Sun".

Von Lilly Brosowsky

Die Boulevardzeitung The Sun hat einen Rekord an Beschwerdebriefen ausgelöst. Bis zum Dienstagmorgen gingen mehr als 17 500 Briefe ein, die sich alle gegen einen einzigen Text richten. Das sind mehr Beschwerden, als der britische Presserat Independent Press Standard Organisation (Ipso) im gesamten Vorjahr erhalten habe, meldete die Nachrichtenagentur PA. Es handelt sich bei dem kritisierten Artikel um einen Gastbeitrag des britischen Moderators Jeremy Clarkson über Meghan Markle.

Der ehemalige Top Gear-Host drückt in dem Text mehr als deutlich seine Abneigung gegen die Herzogin aus - "ich hasse Meghan", schreibt er. Clarkson spielt zudem auf eine Szene aus der Fantasy-Serie Game of Thrones an, in der Lena Headey als Cersei durch die Straßen der Stadt getrieben und mit Exkrementen beworfen wird, während die Werfenden "Schande" skandieren. Er träume davon, dass die Ehefrau von Prinz Harry, Meghan Markle, durch eine ähnliche Szene laufe.

Mehr als 60 Parlamentsabgeordnete fordern Konsequenzen für Clarkson

Der Beitrag sorgte nicht nur für die höchste Anzahl an Beschwerden zu einem einzigen Text, sondern auch für Entsetzen in der Politik. Mehr als 60 Parlamentsabgeordnete forderten parteiübergreifend von der Chefredakteurin Victoria Newton eine Entschuldigung und Konsequenzen für den Moderator. Auch der Londoner Bürgermeister Sadiq Khan kritisierte Clarkson.

Die Tochter des Moderators, Emily Clarkson, distanzierte sich auf Social Media ebenfalls vom Text ihres Vater. "Meine Ansichten sind und waren immer klar, wenn es um Frauenfeindlichkeit, Mobbing und die Behandlung von Frauen in den Medien geht", zitiert Variety ihr Statement von Sonntag. Zuvor hatte die Autorin und Podcasterin bereits Kritik an der negativen Presse über Meghan Markle geäußert. Sie fände die Rhetorik in Bezug auf die Herzogin erschreckend.

Das Königshaus hat bisher kein Statement zu dem Eklat abgegeben. In der Netflix-Dokuserie Harry & Meghan spricht das Paar über das Ausscheiden vom britischen Königshof. Die Dokuserie war Anlass für Clarksons hasserfüllten Beitrag, der auf seinen Wunsch hin mittlerweile zurückgezogen wurde.

Der Moderator entschuldigte sich auf Twitter für den Gastbeitrag. Er werde in Zukunft vorsichtiger sein, schrieb der 62-Jährige. Clarkson ist bekannt für provokante Texte, die in der Vergangenheit schon für Kontroversen sorgten. Er schreibt eine wöchentliche Kolumne für die Boulevardzeitung The Sun. Ob der Beschwerderekord weitere Konsequenzen für den Autor und Moderator nach sich ziehen wird, ist bislang unklar. Clarkson moderiert bei Amazon Prime Top Gears Nachfolgesendung The Grand Tour.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5719736
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/dpa
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.