Süddeutsche Zeitung

Sparkurs bei Axel Springer:Dunkeldöpfner

Der Springer-Chef kündigt weitere Sparmaßnahmen bei "Bild" und "Welt" an. Seinen Gemütszustand beschreibt er mit einem Song.

Von Jakob Biazza

Man sollte sich Mathias Döpfners Stimmung derzeit nicht als sonnendurchdrungen vorstellen. Eher als ein leicht angebritzeltes, getriebenes Düstertum - aber in Schillernd. Schon mit gutem Schub nach vorne, aber gleichzeitig von einer bergstollen-schwarzen Gravitation in der Umlaufbahn gehalten. Verteufelt stilsichere Wahl damit. Umso mehr, wenn die Antwort wirklich so spontan kam, wie es im Interview mit der dpa wirkt. Frage: "Wie heißt der Song, der Ihren derzeitigen Gemütszustand am besten beschreibt?" Antwort: "Ein textloser Techno-Track. ,Transit 0.2' von Marcel Dettmann." Na, Respekt!

Döpfners Seelenzustand ist also 127-bpm-schneller Düster-House, und der Song zeigt beides: Wurzeln im Berliner Nachtleben der erweiterten Gegenwart und zugleich den Horizont des international Agierenden. Marcel Dettmann war schon Resident-DJ im Berghain, als das noch Ostgut hieß. Mit "Transit 0.2" hatte er 2014 einen Song von Patrick Gräser alias Answer Code Request geremixt - und zwar für die "Fabric"-Compilation-Reihe des gleichnamigen Londoner Clubs. Ein Blick in die strahlende Ferne also, und dunkle Schwere daheim. Der frühere Musikkritiker und jetzige Springer-Konzernchef Döpfner ruft in jenem Interview auch das Ende seiner gedruckten Zeitungen Welt und Bild aus und klingt dabei so: "Es kann jetzt die schönste Phase für Axel Springer beginnen." Daheim in der Berliner Konzernzentrale fürchten sie ganz dunkelschwer um ihre Stellen.

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