Süddeutsche Zeitung

"Landscapers" auf Sky:Romanze in Beige

Lesezeit: 2 min

Die Miniserie "Landscapers" mit Olivia Colman erzählt sehr britisch von zwei empfindsamen Kinofreunden und einem Doppelmord.

Von Aurelie von Blazekovic

Susan und Christopher, Christopher und Susan. Sie brauchen nur sich, und sie passen aufeinander auf, denn es kommt vor, dass einer von beiden gerade "very fragile" ist. Der englischen Reihenhaus-Ödnis in ihrem Heimatort Mansfield sind sie entkommen. Sie sind im sogenannten mittleren Alter, sie Bibliothekarin, er Buchhalter, beide tragen gerne beige und sind ausgesprochen höflich. Inzwischen leben sie in Frankreich, dort aber vor allem in ihren geliebten Filmen. In der Traumwelt der Western, die Susan so liebt, wird sie zu Grace Kelly und er zu Gary Cooper in High Noon. Christophers Idol ist Gérard Depardieu. Christopher und Susan, das könnte einfach die Geschichte einer großen Liebe sein, zweier Menschen zueinander und zum Kino - wenn da nicht der Doppelmord wäre.

Christopher und Susan Edwards wurden 2014 zu 25 Jahren Haft verurteilt, das erfährt man schon im Vorspann der Serie. Verurteilt wegen des Mordes an Susans Eltern, die 1998 in ihrem Schlafzimmer erschossen und dann im Garten vergraben wurden, was allerdings erst 15 Jahre später aufflog. Es ist die bizarre Geschichte eines scheinbar ganz normalen und höchstens auffällig unauffälligen englischen Ehepaars, die in der Miniserie Landscapers als großartig bildstarkes Drama von Regisseur Will Sharpe inszeniert wird.

Oscar-Preisträgerin Olivia Colman wird darin zu Susan, deren kontrolliert englische Freundlichkeit jahrelang über die Leichen im Garten hinwegtäuschen konnte. In The Crown spielte Colman gerade erst Königin Elizabeth - eine andere echte Engländerin mit sehr geordneter Fassade, doch in der Rolle der Susan brilliert Colman. Sie vereint in Susan ein heiß pochendes Herz, eine gebrochene Seele und die Bereitschaft, zu töten. Colman ist in Landscapers alles zusammen: Grace Kelly, Königin Elizabeth, ein verwundetes Kind und Susan Edwards, die mit ihrem Mann ihre Eltern umbrachte.

Geschrieben wurde Landscapers von Colmans Ehemann, Ed Sinclair. Ihr Serienehemann Christopher, Susans großer Retter, ihre große Liebe, ihr Gary Cooper hinter dicken Brillengläsern, wird gespielt von David Thewlis (Remus Lupin in Harry Potter). Er versucht zu Beginn der Serie, französisch zu lernen und irgendwie Geld zu verdienen. Die Edwards sind nach Frankreich geflohen, nachdem die britische Rentenbehörde anmeldete, dass man gerne mal mit dem Schwiegervater sprechen würde, der sich mittlerweile doch seinem 100. Geburtstag nähern müsste. Es ist Christopher, der schließlich, als das Geld doch ausgeht, gesteht. Es ist auch Christopher, der dann von Frankreich aus sehr höfliche Mails mit den britischen Ermittlungsbehörden austauschen wird, "we are happy to assist".

Es gehört zu den vielen absurden, wahren Details der Geschichte, dass dem Paar auch deshalb das Geld ausgeht, weil es seiner Leidenschaft nachging, sündteure Erinnerungsstücke von Hollywoodstars zu erwerben und zum Beispiel 20000 Pfund für ein handsigniertes Foto von Frank Sinatra zahlte. Oder dass eine Frage des Gerichtsverfahrens sein wird, ob es möglich ist, dass die Edwards Fish and Chips am Tatort aßen. Landscapers ist eine Satire des Britischen, eine liebevolle Groteske, eine herausragende cineastische Traumwelt. Es wäre wirklich alles hochromantisch - wenn der Mord nicht wäre.

Landscapers, bei Sky.

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