Süddeutsche Zeitung

Fall Julian Reichelt:Nicht fürs Zögern bekannt

Die Anwaltskammer Berlin meldet sich zur Kanzlei Irle Moser zu Wort, die Julian Reichelt vertritt - und eine Frau, die dem früheren "Bild"-Chef Machtmissbrauch vorwirft.

Zur Berichterstattung über die Kanzlei Irle Moser in Berlin, die sowohl Ex- Bild-Chef Julian Reichelt vertritt als auch eine der Frauen, die ihm Machtmissbrauch vorwerfen, meldet sich nun die Rechtsanwaltskammer Berlin mit einer Presseinformation zu Wort. Zu dem konkreten Fall könne man keine konkreten Aussagen treffen, da die Kammer gesetzlich umfassend zur Verschwiegenheit verpflichtet sei. Die Kammerpräsidentin Vera Hofmann ergänzt jedoch: "Der Vorstand der Rechtsanwaltskammer Berlin ist nicht dafür bekannt, solche Verfahren zögerlich zu betreiben." Die Rechtsanwaltskammer werde sich in diesem Fall aber weder dazu äußern, ob ein berufsrechtliches Verfahren eingeleitet wurde, noch welche Maßnahmen ergriffen wurden. "Daraus den Schluss zu ziehen, dass die RAK Berlin nicht 'eingreife' bzw. sich 'mit allgemeinen Erklärungen aus der Affäre' ziehe, ist schlicht falsch."

Die SZ hatte zuerst vor einer Woche darüber berichtet, dass Anwalt Ben Irle Julian Reichelt vertritt, und sein Kanzleikollege Christian-Oliver Moser eine der Frauen, die Reichelt Machtmissbrauch vorwerfen. Beide Anwälte, Irle und Moser, versicherten der SZ, dass dabei kein Interessenskonflikt vorläge. Die Anwaltskammer verwies auf das grundsätzliche Verbot der Vertretung widerstreitender Interessen für Rechtsanwälte einer Kanzlei, und darauf, dass es unter den Voraussetzungen der Bundesrechtsanwaltsordnung (BRAO) und der Berufsordnung (BORA) eine Ausnahme von diesem Verbot gibt. Eine dieser Voraussetzungen: Die streitenden Parteien müssen von der Kanzlei vorher in Textform umfassend informiert worden sein und ausdrücklich zustimmen.

Mosers Mandantin sagte der SZ am Montag, dass sie mit dem Reichelt-Mandat des Kanzleikollegen Irle ausdrücklich "nicht einverstanden und darüber auch nicht informiert worden" sei.

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