Süddeutsche Zeitung

Coverstreit bei Elle und Madame:Wem steht's besser?

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Zwei Frauenzeitschriften streiten um ein Coverfoto. Eine kleine Geschichte von Tüll, Exklusivität und unfreiwilligen Partnerlooks.

Von Laura Hertreiter

Wahrscheinlich hat sich nur ein einziges Mal in der gesamten Menschheitsgeschichte ein Mädchen in persilweißem Tüll auf Zehenspitzen dem Lippenstiftmund der Modelmutter im Abendkleid zugeneigt, kurz vor Küsschen, und diesen einzigartigen Moment hat der Fotograf Victor Demarchelier abgelichtet. Das Bild, um das jetzt gestritten wird, zeigt ein ganz und gar flecken-, chaos- und männerfreies Familienglück, und es schmückt gerade die Titelseiten von gleich zwei Frauenzeitschriften. Und damit endet die Harmonie.

In der Dezemberausgabe der Elle, die der Burda-Verlag am 10. November an den Kiosk gebracht hat, geht es, Sie ahnen es, ums "Fest der Liebe! Märchenhafte Looks, Deko-Ideen und alles für eine herrlich entspannte Zeit". In der Madame, von der Looping-Group sieben Tage später veröffentlicht, etwas lebensnäher um "Mütter & Töchter, Geschichten von Liebe, Konflikt und Versöhnung". Mit Liebe und Versöhnung wird das erst mal nichts, die Looping-Group hat Klage eingereicht. Verlagschef Dominik Wichmann sagt: "Wir haben die Exklusivrechte an dem Bild für Deutschland, Österreich und die Schweiz gekauft, sie gelten bis Mitte Dezember." Er befürchte, dass der Zwillingsauftritt dem Verkauf seiner Madame schadet. Vor allem aber wolle er mit der Klage die Rechtslage klären lassen, immerhin bezahlt man nicht unmaßgeblich für Exklusivrechte.

Womöglich nutzt der Zwillingsauftritt am Kiosk sogar beiden Magazinen?

Die besitzt auch Burda nach eigenen Angaben. "Jegliche Vorwürfe sind haltlos. Elle behält sich ihrerseits rechtliche Schritte vor", heißt es in einer Burda-Mitteilung zur Verteidigung des Weihnachtstitels. Das Foto sei eigens für die Elle produziert worden, auf der spanischen Februarausgabe der Elle war es schon einmal auf dem Cover zu sehen, Titel: "Un legado de amor", ein Vermächtnis der Liebe.

Die deutsche Elle erscheint im Verbund mit insgesamt 45 Elle-Ausgaben in verschiedenen Ländern, die ständig untereinander Produktionen austauschen. Elle International erteilt jeweils die Rechte und Genehmigungen, Coverbilder für bestimmte Ausgaben zu veröffentlichen. Und auch dort gibt man streitlustig zu Protokoll: Die Rechte lägen klar bei der deutschen Elle, wer Falschinformationen verbreite, müsse mit juristischen Konsequenzen rechnen.

Bei der Madame wusste man laut Looping-Group, dass das Bild spanischen Frauenzeitungsleserinnen mit gutem Gedächtnis bereits bekannt sein könnte, nahm das aber in Kauf.

Beide Verlage geben nun an, sie seien mit dem Fotografen und der Bildagentur in Kontakt gewesen. Der Fotograf Demarchelier selbst, der in New York lebt, wollte sich zu dem Ärger um sein Bild auf Anfrage nicht äußern. Wo der Fehler lag, wird nun ein Gericht klären. Was aber heißt das für die Leserinnen?

Nun, der Ärger auf beiden Seiten ist verständlich. Denn von den Fragen der Finanzen und Gerechtigkeit mal abgesehen: Wer will auf dem roten Teppich schon unfreiwillig im Partnerlook aufkreuzen? Andererseits, und vielleicht wird so noch ein Fest der Liebe draus: Das sind doch die Momente, die Frauenzeitschriften und ihre Leserinnen so lieben.

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