Süddeutsche Zeitung

Drehstart beim Dortmund-"Tatort":Ganz weit draußen

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Für den WDR ist Dortmund teures Spesengebiet: Wenn dort demnächst die Dreharbeiten für den neuen "Tatort" beginnen, wird das Ruhrgebiet wieder zum Krimi-Drehort - gut 20 Jahre nach Schimanski. "Echt" werden aber nur die Außenszenen sein.

Hans Hoff

Für den WDR ist Dortmund ganz weit draußen. Zwar betreibt der Kölner Sender vor Ort ein Studio, aus dem auch fleißig Regionales gesendet wird. Aber wenn es um die Produktion des neuen Dortmunder Tatort-Projekts geht, zeichnet man die Innenszenen dann doch lieber daheim am Rhein auf. Dortmund sei Spesengebiet, sagt Fernsehspielchef Gebhard Henke, da komme jeder Dreh teurer. "Echt" werden also nur die Außenszenen sein. Und natürlich die Geschichten, die Jürgen Werner schreibt und Thomas Jauch von kommenden Montag acht Uhr an in Dortmund in Szene setzt. Zwei Tatorte werden in diesem Jahr in Dortmund spielen. Schon im Herbst soll der erste Premiere feiern.

Zur Vorstellung des neuen Teams, dem Jörg Hartmann als Hauptkommissar Peter Faber vorsteht, hat der WDR in die Westfalen-Stadt geladen. Hoch über den Dächern stehen Schauspieler, Intendanten und das Restteam Rede und Antwort. Ja, es werde möglicherweise eine Leiche auf einer Halde geben, ja, es werde auch um Strukturwandel gehen, heißt es. Und ab und an wird man auch das Schwarzgelb des örtlichen Fußballvereins sehen.

Also werden die Schauspieler gefragt, wie sie die örtliche Kickerei so finden. Aylin Tezel, die im Viererteam eine junge ehrgeizige Polizistin spielt, war in der fünften und sechsten Klasse mal BVB-Fan. Aber nur, weil es gerade Mode war. Und Stefan Konarske, der am Montag als vierter Kommissar im Team neu präsentiert wurde, hatte sogar mal einen BVB-Schal. Aber auch nur, weil es Mode war. Nun aber bemühen sie sich, Dortmund gut zu finden und rufen schon nach Freikarten fürs Stadion. Anna Schudt, die künftig Kommissarin Martina Bönisch ist, hat nichts dergleichen zu bieten.

Dafür kann Jörg Hartmann seinen Heimvorteil ausspielen. Er ist in der Nähe, in Herdecke, aufgewachsen, das die Dortmunder spöttisch "Dortmund Südwest" nennen. Nun kehrt er zurück, in Rolle und Person, und soll mit seiner Mannschaft moderne Polizeiarbeit abbilden. Keine Superhelden lösen hier die Fälle, Teamwork ist gefragt. Auch mal nachts. Was zwangsläufig wieder zu Unmutsäußerungen im Hause der WDR-Intendantin führen dürfte: "Mein Mann meckert bei jedem Tatort und sagt, das kann nicht sein, dass die jede Nacht arbeiten", berichtet Monika Piel von der häuslichen Couch.

Kann wohl sein, und wird sogar zu sehen sein. "Es soll eine Annäherung an eine realistische Polizeiarbeit werden", sagt Produzentin Sonja Goslicki von der Colonia Media, die auch den Kölner und Münsteraner Tatort verantwortet. Der Strukturwandel im Spesengebiet ist in vollem Gange.

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SZ vom 06.03.2012/rela
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