"Bild" gegen "Focus Online": Zitat oder Kopie?

Burdas Nachrichten-Portal wehrt sich vor dem Kölner Landgericht gegen den Vorwurf, exklusive Inhalte der "Bild" abzuschreiben, um die eigene Reichweite im Netz zu erhöhen: Mit der Klage solle vor allem ein Konkurrent diskreditiert werden.

An dem Rechtsstreit sind nur Bild und Focus Online beteiligt, aber der Angriff gelte dem "Geschäftsmodell einer ganzen Branche", schimpfte Julian Reichelt im Januar, damals noch Digital-Chef der Bild. Inzwischen ist Reichelt zum Ober-Chefredakteur der Bild-Gruppe aufgestiegen, aber der Streit vor dem Kölner Landgericht geht weiter. Der Springer-Verlag wirft dem Nachrichten-Portal von Burda vor, exklusive Inhalte, die Bild im Netz hinter einer Bezahlschranke verbirgt, abzuschreiben, um die eigene Reichweite zu erhöhen. Focus Online hat diesen Vorwurf nun zurückgewiesen: "Das Zitieren und Weiterverarbeiten veröffentlichter Informationen ist für den gesellschaftlichen Kommunikations- und Meinungsbildungsprozess unverzichtbar", heißt es in einer Mitteilung.

Dass Zeitungen oder Rundfunksender Recherchen anderer Medien zur Grundlage der eigenen Berichterstattung machen, ist akzeptiert und weit verbreitet. Focus Online jedoch verwerte fremde Inhalte "systematisch" und "ohne jedes redaktionelle Investment", so der Vorwurf von Axel Springer. Dem tritt Focus Online mit seiner Klageerwiderung entgegen: " Bild feiert sich sogar für die Aufmerksamkeit, die ihre Artikel in anderen Medien erfahren", heißt es in der Mitteilung. Bild wolle den Eindruck erwecken, das Angebot von Focus Online bestehe zu großen Teilen aus Bild-Kopien. Tatsächlich zitiere weniger als ein Prozent der Artikel auf Focus Online aus dieser Quelle. "Die Klage dient offenbar keinem juristischen Zweck, sondern der kampagnenartigen Diskreditierung eines erfolgreichen Mitbewerbers", so Daniel Steil, Chefredakteur von Focus Online. Ein Termin für die mündliche Verhandlung vor Gericht steht noch nicht fest.