Süddeutsche Zeitung

Ausbildung:Drei Säulen

Früher hatte der Leipziger Journalistik-Studiengang einen hervorragenden Ruf. Interne Machtkämpfe und sinkende Bewerberzahlen haben den in Gefahr gebracht. Mit einem reformierten Master-Angebot will die Universität nun einen Neuanfang schaffen.

Von Paul Munzinger

Der traditionsreiche, aber zuletzt arg ins Schlingern geratene Journalistik-Studiengang der Universität Leipzig wird umgebaut, und zwar grundlegend. Die Fakultät für Sozialwissenschaften und Philosophie beschloss am Dienstag ein Reformkonzept, im Wintersemester 2018/19 soll der neue Master-Studiengang starten. Die wichtigste Änderung: Künftig soll der Studiengang auf drei Säulen ruhen, neben dem journalistischen Handwerk sollen die Studenten auch empirische Sozialforschung lernen sowie Grundkenntnisse in Informatik erwerben, ohne die, so teilt es die Universität mit, "zeitgemäßer Journalismus heute nicht mehr möglich ist". Die angehenden Journalisten sollten lernen, mit den digitalen Herausforderungen umzugehen, sagt der künftige Studiengangsleiter Markus Beiler. Den Anspruch aber, eine ganzheitliche Ausbildung anzubieten, gebe man deshalb nicht auf.

Die Journalistik in Leipzig hat ihren einst hervorragenden Ruf zuletzt verspielt. Interne Machtkämpfe, unzufriedene Studenten und sinkende Bewerberzahlen führten dazu, dass die Universität im April die Notbremse zog: Zum aktuellen Wintersemester wurden keine neuen Studenten aufgenommen, um Zeit für eine Reform zu gewinnen. Als Hauptverantwortlicher für den Niedergang gilt vielen Marcel Machill, Inhaber des einzigen verbliebenen Journalistik-Lehrstuhls in Leipzig. Mit dem neuen Master, das ist die zweite wichtige Nachricht, wird er nichts mehr zu tun haben. Er soll künftig die journalistische Grundlagenausbildung im Rahmen des Bachelors Kommunikations- und Medienwissenschaft sicherstellen. Was er von den Reformplänen hält, hat Machill bereits im Juli kundgetan: Er schrieb vom "Ende der Leipziger Journalistik". Zum Neuanfang im nächsten Jahr sollen 20 Bewerber zugelassen werden.

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Quelle:
SZ vom 30.11.2017
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