Appell an den russischen Außenminister:301 Stimmen für Evan Gershkovich
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Ende März verhafteten russischen Behörden den US-Journalisten wegen angeblicher Spionage. Nun fordern Korrespondenten aus 22 Ländern in einer Protestnote an Sergej Lawrow dessen Freilassung.
Der Appell ist in zwei Sprachen verfasst und relativ knapp gehalten, die Liste der Unterzeichner dafür beeindruckend lang: 301 Journalisten, die alle einmal als Korrespondenten für ausländische Medien aus Russland berichtet haben, wenden sich mit einem Schreiben an Außenminister Sergej Lawrow: "Es macht keinen Kriminellen oder Spion aus Evan, dass er auf der Suche nach Informationen war, auch wenn er damit politischen Interessen in die Quere kam. Es macht einen Journalisten aus ihm", schreiben die Ex-Korrespondenten, unter ihnen auch vier der Süddeutschen Zeitung.
Die Unterzeichner zeigen sich "schockiert und entsetzt" darüber, wie der russische Staat mit Evan Gershkovich umgeht. Der Journalist des Wall Street Journal war am 30. März in Jekaterinburg festgenommen worden, vergangene Woche wurde er in einem Gericht in Moskau in einen Glaskasten zu einem ersten Verhör zu den gegen ihn erhobenen Spionagevorwürfen geführt. Eine Haftbeschwerde seiner Anwältinnen lehnte der Richter ab.
In den sozialen Medien soll eine Kampagne für Gershkovich starten
Mit der Festnahme des 31-Jährigen haben die russischen Behörden ein Warnzeichen an ausländische Journalisten senden wollen, so eine Lesart des Arrests, andere Beobachter vermuten, dass der russische Staat in Gershkovich eine Art Verhandlungsmasse sieht, die er in zukünftigen Gesprächen mit den USA einsetzen kann. Die US-Agentur Bloomberg meldete, dass Russlands Präsident Wladimir Putin die Verhaftung des Korrespondenten persönlich gebilligt habe. Gershkovich könnte eine sicherheitspolitisch heikle Recherche nach Jekaterinburg geführt haben - sein Gesprächspartner, der in der Stadt ansässige Blogger Jaroslaw Schischikow, wurde ebenfalls verhaftet.
Die Festnahme und die Verhöre Gershkovichs, schreiben die Ex-Korrespondenten aus insgesamt 22 verschiedenen Ländern nun, sei "ein beunruhigendes und gefährliches Signal" dafür, wie die russische Führung unabhängige Medien missachte, wie egal ihr das "Schicksal eines jungen, talentierten und ehrlichen Journalisten" sei. Sie fordern den russischen Außenminister nun auf, sich dafür einzusetzen, dass die Behörden die Anklagen fallen lassen. Evan Gershkovich sei "unverzüglich" freizulassen. Der Appell der Ex-Korrespondenten wurde dem russischen Außenministerium am Montag per Mail zugestellt und zudem postalisch aufgegeben, in den kommenden Tagen wollen die Unterzeichner unter dem Hashtag #IStandWithEvan auf Gershkovichs Schicksal in den sozialen Medien aufmerksam machen.