Süddeutsche Zeitung

Umfrage:So lieben und verhüten Jugendliche

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Von Barbara Vorsamer

Eine verantwortungslose, promiskuitive Generation Porno gibt es nicht - zu dieser Schlussfolgerung kommt die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) in ihrer Studie "Jugendsexualität 2015. Demnach sind die 14- bis 25-Jährigen überwiegend gut aufgeklärt und verhalten sich verantwortungsbewusst.

Ein Überblick über die wichtigsten Ergebnisse:

Das "erste Mal"

Der Umfrage zufolge hat nur ein Bruchteil der Jugendlichen vor dem 14. Geburtstag zum ersten Mal Geschlechtsverkehr. Mit 17 sind mehr als die Hälfte sexuell aktiv. 90 Prozent der jungen Frauen deutscher Herkunft haben mit 19 Jahren bereits ihre ersten Erfahrungen gemacht. Junge Männer sind zwei beziehungsweise drei Jahre später dran.

Eine feste Bindung zum ersten Geschlechtspartner ist den Jugendlichen wichtig. Fast drei Viertel der Mädchen geben an, mit ihm "fest befreundet" gewesen zu sein, bei den Jungen sind es 61 Prozent (deutsche Herkunft) beziehungsweise 42 Prozent (Migrationshintergrund). Auf die Ursachen für diesen Unterschied geht das Hintergrundpapier zur Studie nicht ein. In allen Gruppen ist die Tendenz aber deutlich steigend, vor zehn Jahren waren weniger Jugendliche beim ersten Sex fest verbandelt.

Verhütung

Ähnlich positiv bewertet die BzgA die Entwicklung beim Thema Verhütung. Gerade mal sechs Prozent der Mädchen und acht Prozent der Jungen geben an, beim ersten Geschlechtsverkehr nicht verhütet zu haben. 1980 traf das noch auf ein Viertel zu. "Es ist eine ausgesprochen erfreuliche Entwicklung, dass Jugendliche schon bei den ersten Sexualkontakten ganz besonders auf das Schutzverhalten achten", erklärt Heidrun Thaiss, Leiterin der BzgA. Eine positive Entwicklung gibt es auch bei Mädchen mit Migrationshintergrund. Während 2009 noch 12 Prozent beim ersten Mal nicht verhütet haben, waren es 2014 nur noch zwei Prozent.

Das Kondom ist bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit deutlichem Abstand das Verhütungsmittel Nummer eins. 73 Prozent der 14- bis 25-Jährigen geben an, beim ersten Mal eines benutzt zu haben. Die Häfte der Mädchen deutscher Herkunft nimmt zudem die Pille. Andere Verhütungsmittel spielen in der Altersgruppe so gut wie keine Rolle. Mehr als 90 Prozent aller sexuell aktiven Jugendlichen geben an, mit ihrem Partner/ihrer Partnerin über Verhütung zu sprechen.

Aufklärung

Die wichtigste Rolle bei der sexuellen Aufklärung spielen bei den Jugendlichen die Eltern, hier ist jedoch der Unterschied bezüglich der Herkunft auffällig. Die 14- bis 17-Jährigen deutscher Herkunft geben zu 63 Prozent (Mädchen) und 51 Prozent (Jungen) an, mit ihren Eltern gesprochen zu haben. Bei den Teenagern mit Migrationshintergrund waren dies 41 (Mädchen) beziehungsweise 36 Prozent (Jungen). Hier muss die Schule eine Lücke füllen. Fast alle Jugendlichen (93 Prozent) geben an, Sexualaufklärung im Unterricht besprochen zu haben.

Der flächendeckende Sexualkundeunterricht ist nach Ansicht der Kinder- und Jugendärztin Heidrun Thaiss auch der Hauptgrund für die "erfreulichen Ergebnisse". Ihrer Ansicht nach wird diese Aufklärungsarbeit "von den Schülern sehr gut aufgenommen".

Wie aussagekräftig sind die Daten?

Die Daten basieren auf 5750 Interviews, die im Auftrag der BzgA geführt wurden. Gerade bei so sensiblen Themen wie dem Sexualverhalten ist aber nicht davon auszugehen, dass alle Befragten immer ehrlich antworten. Ob wirklich alle Jugendlichen brav mit ihrem Partner über Verhütung sprechen, diese dann auch benutzen und hauptsächlich in festen Beziehungen Sex haben? Oder geben sie einfach die erwünschte Antwort?

Soziale Erwünschtheit verfälscht die Ergebnisse von Umfragen fast immer, nicht nur, wenn Jugendliche befragt werden. Doch selbst wenn sich die 14- bis 25-Jährigen im Bett nicht ganz so korrekt verhalten, wie sie es den Interviewern gegenüber darstellen: Auch härtere Daten wie die Anzahl von Schwangerschaften und Schwangerschaftsabbrüchen bei Teenagern bestätigen, dass die Aufklärung über Verhütung bei Jugendlichen in Deutschland ganz gut funktioniert.

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