Süddeutsche Zeitung

Stilkritik: Scott Brown:Senator Centerfold

Er war jung und brauchte das Geld: Der Republikaner Scott Brown posierte vor seiner politischen Karriere für das Cosmo-Magazin. Wenig bekleidet und mit dem Sex von Markenmargarine.

Tanja Rest

Ein Blick auf dieses Foto, und man weiß schon, warum es Scott Brown nicht daran gehindert hat, Senator von Massachusetts zu werden.

Ein Hauch von Kennedy (der Haarschopf) kombiniert mit einer Extraportion Kinderschokolade (das Lächeln), dazu viele, viele Stunden kerngesunder Leibesertüchtigung auf amerikanischen Basketball-Courts (der Body), nicht zu vergessen strategisches Gespür (Platzierung der linken Hand) und ein tiefverwurzeltes Gefühl für Schicklichkeit (die verlegen an der Decke nestelnde Rechte) - der perfekte Kandidat.

Davon abgesehen verströmt der 22-jährige Scott den Sex von Markenmargarine: keimfrei, familientauglich, auf jedermanns Stulle streichzart aufzutragen. Die Cosmo-Redakteurin, die den Gewinner des "America's Sexiest Man"-Contest 1982 betexten musste, hackte dann auch etwas verkrampft Begriffe wie "stark aber anschmiegsam", "geerdetes Traumschiff" und "Prinz von nebenan" in die Schreibmaschine.

Browns Begründung übrigens: Ich war Jurastudent und brauchte das Geld. Nun ja. Seine Wahlkampfmanager jedenfalls winkten, als die Doppelseite im September wieder auftauchte, müde ab. Und, mal ehrlich: Sieht man diesem Körper nicht an, dass er insgeheim davon träumt, in einen dunklen Anzug gesteckt zu werden und auf einem Chefsessel Platz zu nehmen? "Senator Centerfold", heißt es jetzt. Ein schamloser Euphemismus.

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SZ vom 22.01.2010/bre
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