Stilkritik: Barack Obama: Das Grauen

Drama! Der Hoffnungsträger aller Verschuldeten, Alleinerziehenden und Entrechteten ergraut! Und das nach nur 44 Tagen im Amt.

Konferenz! Konferenz! Das muss noch unbedingt ins Blatt! Barack Obama, Hoffnung aller Verschuldeten, Umweltschützer, Pazifisten und Alleinverdiener, Barack Obama - ergraut.

Nur 44 Tage nach seinem (holprigen) Amtseid sollen erste welke Härchen auf seinem Kopf zu sehen sein, berichten gleich mehrere US-Medien.

Die "psychischen und physischen Spannungen des Präsidentenberufes" seien für das Grauen verantwortlich, stellt die New York Times schon auf der Titelseite fest.

Und belegt das tragische Ende all unserer Hoffnungen, diese furchtbare Bankrotterklärung mit erschreckenden Bildern und schonungslosen Details: "Ich bemerkte das Ergrauen schon vor längerer Zeit", berichtet etwa eine Obama-Biographin. Des Präsidenten Friseur betont indes: "Färben tut er nicht".

Und Alterungsexperte Dr. Roizen, sicher eine Koryphäe auf seinem Gebiet, weiß: "Präsidentenjahre zählen doppelt." In welch tiefe Midlife-Krisen solch fahles Grau schon manch einen Präsidenten-Kopf geführt hat, das weiß man ja.

Wem fällt dazu nicht eine allzu menschliche Schrulle aus dem Oval Office ein?

Und schon melden sich Forscher der Universitäten Mainz und Bradford zu Wort. Sie erklären, das Grau sei durch eine altersbedingte Zunahme von Wasserstoffperoxid zu erklären.

Der Stoff verhindere die Produktion des Farbstoffs Melanin. Da kann man ja nur froh und dankbar darüber sein, dass der neue deutsche Wirtschaftsminister noch so kräftig in der Tusche steht.

Der Tag, an dem sein Vorgänger ergraute - man erinnert sich - war ja der Anfang vom Ende.

Nein, die Welt braucht jetzt Menschen, die noch weithin leuchten - keine Typen, die "verwelkt, voller Runzeln und mit abstoßendem Aussehen" (Oscar Wilde) enden.

Hässliche, runzlige Greise sollten lieber Fachartikel über Wasserstoffperoxid schreiben oder sich vom Büroturm ihrer Zeitung aus Gedanken über die Welt machen.

Konferenz! Es graut!