Süddeutsche Zeitung

Segeln:Abschluss in Antigua

Lesezeit: 2 min

Segelregatten sind mehr als nur Wettkämpfe - weil es immer auch um den Spaß geht, veranstalten Vercharterer mittlerweile etliche Spaßregatten. Mit Erfolg.

Klaus Bartels

Die Partys sind legendär: Seit den sechziger Jahren gilt die Antigua Sailing Week als sportlicher und gesellschaftlicher Höhepunkt der Regattasaison im Karibischen Meer. Mit diesem Rennen in der Inselgruppe der sonnigen Leeward Islands verabschieden sich Segler aus aller Welt von der Karibik-Saison, um dann beispielsweise ins Mittelmeer weiterzusegeln.

Dieser jährliche Abschied wird gefeiert: Der Spaßfaktor ist deshalb vor allen Dingen nach den Wettfahrten besonders groß, und die Partys beginnen schon nachmittags.

Auf den Wellen dieser Begeisterung segelt Hartmut Holtmann seit 17 Jahren: Er ist der Geschäftsführer der Charteragentur Kopp, Holtmann + Partner. Die vercharterte damals Segelyachten in den schönsten Segelrevieren der Welt. Das tut sie immer noch - aber dann setzte Holtmann einen Trend, indem er begann, selbst Spaßregatten und Flottillentörns zu veranstalten. Damit verbucht er jetzt seine größeren wirtschaftlichen Erfolge.

Es begann 1992: Der Stuttgarter bot Seglern eine Teilnahme an der Antigua Sailing Week auf Charteryachten mit deutschen Skippern an. Und schon beim ersten Mal konnte seine Agentur acht Charteryachten mit bis zu neun Kojen an deutsche Segler vermieten.

Ehrenmitglied auf der Insel

Als Segler, der sein Hobby zum Beruf gemacht hat, wusste er, was seine Kunden wollten und nahm ihnen darüber hinaus alle organisatorischen Dinge ab. Das sprach sich herum. Ein Jahr später konnte Hartmut Holtmann bereits 18 Yachten zur Antigua Sailing Week verchartern; im Laufe der nächsten Jahre wurden es bis zu 32. Holtmann wurde daraufhin Ehrenmitglied des veranstaltenden Antigua Yacht Clubs - und heute stellen deutsche Charterkunden bei der Antigua Sailing Week die größte Gruppe in der Bareboat-Klasse.

"Viele Segler wollen mehr, als nur mit der Familie oder einer Crew segeln. Der Spaßfaktor gewinnt immer mehr an Bedeutung, und Spaß hat man eher in einer größeren Gruppe", sagt Holtmann. Deshalb bot er bald weitere Fun-Regatten an, wie beispielsweise die Interboot Yachtwoche Elba oder die Karibik Trophy in unterschiedlichen Revieren der karibischen Inselwelt jeweils Ende November.

Holtmanns Erfolg strahlte auf die gesamte Charterbranche ab. Fast alle Vercharterer bieten mittlerweile neben der reinen Bareboat-Charter, bei der die Crew ihre Yacht individuell und allein verantwortlich fährt, Törns mit Programm an. Flottillensegeln, Fun-Regatten sowie Kojencharter auf großen Segelyachten mit Landprogramm sind aktuelle Trends im Chartergewerbe.

Freundschaften auf dem Wasser

Die Charteragentur Sarres-Schockemöhle in Rheinberg zum Beispiel erwirtschaftet nach Worten von Geschäftsführer Christian Zaloudek rund 20 Prozent des Umsatzes mit derartigen Veranstaltungen; die Tendenz ist steigend. Die Rheinberger gehören zu den großen Agenturen in Deutschland. Zu den firmeneigenen Spaßregatten von Sarres-Schockemöhle zählen der Balearen Cup und die Halbzeitregatta auf Mallorca, der Dalmatia Cup in Kroatien und der Hellenen Cup in Griechenland.

Deren großen Erfolg erklärt sich Zaloudek unter anderem durch die vielen Freundschaften, die dabei entstehen. Neu im Programm ist eine Spaßregatta um den Ostseecup von Kühlungsborn aus, an der sich auch Segler mit eigenen Yachten beteiligen können. Der Termin: Mitte August.

Auch die weltweiten Marktführer der Charterbranche wie Moorings und Sunsail mischen kräftig im neuen Chartergeschäft mit: Sie bieten Flottillentörns an. Diese Segelurlaube in einer Gruppe von anderen Crews mit eigenen Charteryachten sind besonders bei Anfängern beliebt, da die Flottillen von einem erfahrenen Skipper mit eigenem Boot begleitet werden.

Wenn es notwendig ist, greift der Profisegler hilfreich bei der Navigation und den Anlegemanövern ein. Gemeinsames Ankern in Badebuchten und Grillabende führen die unterschiedlichen Crews schnell zusammen. "Sehr beliebt sind diese Flottillen bei Familien mit Kindern," sagt Jochen Eschenburg von der Hamburger Charteragentur Scansail.

Einer der Gründe: In den oftmals international besetzten Flotillen gilt Englisch als Verständigungssprache - so kommt der deutsche Nachwuchs spielerisch zu Nachhilfe in der Fremdsprache. Denn nicht nur beim Segeln, sondern auch bei all den Partys am Strand und in den Marinas muss man sich ja irgendwie unterhalten können.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.158809
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 17.08.2009
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.