Süddeutsche Zeitung

Obamas werben ungewollt:Im Namen des Präsidenten

Lesezeit: 2 min

Das Weiße Haus ist empört: Barack Obama posiert für einen Hersteller von Outdoorkleidung, seine Frau für eine Antipelzkampagne - beide wussten nichts davon.

Violetta Simon

Lässig steht er da, mit hochgestelltem Kragen, Hände in den Taschen, den Blick in die Ferne gerichtet. Die Schrift auf dem Plakat informiert den Betrachter, dass die Jacke wetterfest ist, die Mauer hinter dem Mann scheint unendlich und verschwindet irgendwo im Horizont. Von unten wird das Plakat durch den Schriftzug eines Red Lobster Restaurants rot beleuchtet.

Das Plakat macht was her - und doch soll es baldmöglichst verschwinden. Der Mann, der auf der überdimensionalen Plakatwerbung Wind und Wetter trotzt, ist nämlich nicht irgendein Model. Es ist US-Präsident Barack Obama, und bei der Mauer handelt es sich um das Monumentalbauwerk in China.

Das Foto stammt von Obamas Asienreise im November, als der Präsident von den Sicherheitsbeamten Abstand nahm und für wenige Augenblicke allein die Chinesische Mauer entlanglief. Die Urheberrechte dafür liegen bei der Agentur AP und gingen um die Welt. Dass die Aufnahme von einem Hersteller von Outdoorkleidung zu Werbezwecken benutzt werden würde, konnte damals keiner ahnen - vielleicht hatte auch einfach nur niemand damit gerechnet.

Nun hängt das überdimensionale Plakat in New York nahe des Times Square und sorgt für Missmut im Weißen Haus. Die Aufnahme würde den Eindruck vermitteln, der US-Präsident würde für die Outdoor-Firma werben oder sei zumindest mit der werblichen Verwendung der Fotografie einverstanden, so ein Sprecher. Man habe sich nun an das Unternehmen gewandt mit der Bitte, das Plakat zu entfernen.

Die Versuchung, den charismatischen 48-Jährigen als Werbeträger zu nutzen, ist groß - immerhin gilt der Präsident als Sympathieträger, seine Frau als Stilikone. Und so erscheint es zwar dreist, doch nicht weiter verwunderlich, dass die zweckentfremdete Aufnahmen von Obamas China-Aufenthalt nicht das einzige Ärgernis in dieser Hinsicht bleibt: Ausgerechnet die First Lady wurde ebenfalls ohne ihr Wissen Opfer einer unfreiwilligen Werbeaktion. Wie das Weiße Haus mitteilte, benutzte die Tierschutzorganisation "Peta" ein Bild von Michelle Obama, um für eine Anti-Tierpelz-Kampagne zu werben.

Mithilfe einer Fotomontage erscheint die Präsidentengattin an der Seite von Topmodel Tyra Banks, Talkshow-Queen Oprah Winfrey und der Sängerin Carrie Underwood - und zwar nicht nur auf der Website der Organisation, sondern auch auf einem großflächig bedruckten Lieferwagen. Laut Werbeslogan "Fur-Free and fabulous" seien alle diese Frauen "fabelhaft" und gegen Pelze.

Leider wussten die abgebildeten Damen nichts von ihrem Engagement: "Wir haben nicht zugestimmt", betonte Semonti Stephens, Sprecherin von Michelle Obama. Auch in dieser Angelegenheit kontaktierte das Weiße Haus die Tierschutzbewegung, um eine Entfernung der manipulierten Fotografien zu veranlassen.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.67349
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
sueddeutsche.de/vs
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.