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Joop-Label "Wunderkind" unter Verdacht:Die nächste Plagiataffäre

Markenzeichen des britischen Künstlers Marc Quinn sind auffällige Blumenmotive. Die will der 48-Jährige nun auf dem Laufsteg wiederentdeckt haben - unter anderem beim Joop-Label "Wunderkind".

Alexander Menden

Marc Quinn hat im Prinzip keine Berührungsängste, wenn es um die Welt der Mode geht. Der englische Künstler, der 2005 Aufsehen erregte, als er die dreieinhalb Meter hohe Marmorstatue einer körperlich behinderten, nackten Schwangeren auf den Londoner Trafalgar Square stellte, hat unter anderem mit Kate Moss und Claudia Schiffer zusammengearbeitet.

Doch jetzt sieht sich der 47-Jährige von zwei Fashion-Labels plagiiert: Quinn ist der Ansicht, "Wunderkind", das kriselnde Unternehmen des deutschen Designers Wolfgang Joop, und die Schweizer Marke Akris hätten sich ungefragt bei seinem Œuvre bedient. Die auffälligen Blumenmuster der Frühlings- und Sommerkollektionen beider Firmen seien direkt und unverändert aus seiner Reihe von Orchideen- und Tulpen-Bildern übernommen, meint Quinn.

Die Assistentin des Künstlers hatte Fotos der Kollektionen in einem Modemagazin entdeckt und die Designs auf drei Bilder zurückgeführt, die von der Galerie "White Cube" verkauft worden waren. Nun verlangt Marc Quinn, dass die Nutzung dieser Muster unterbleibt und prüft, ob ein Anrecht auf Schadenersatz besteht: "Urheberrechtlich geschütztes Material von jemandem zu übernehmen und es ohne Genehmigung in ein kommerzielles Produkt zu verwandeln, ist inakzeptabel", so Quinn im Londoner Evening Standard. "Wenn jemand von meiner Arbeit inspiriert ist und etwas völlig anderes daraus macht, ist das in Ordnung. Wenn man aber ein Bild direkt übernimmt, ist das nicht in Ordnung."

Nach Angaben der Schweizer Firma Akris hatte sich Kreativchef Albert Kriemler von einem Besuch der "White-Cube"-Galerie inspirieren lassen. Er habe dieser Inspiration jedoch "seine eigene Kreativität und künstlerische Arbeit hinzugefügt".

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Quelle:
SZ vom 01.03.2011
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