Süddeutsche Zeitung

Familientrio:Dürfen fremde Eltern ihre Kinder bei uns abgeben?

Lesezeit: 1 min

Eltern mit vier Kindern sind magisch anziehend für andere Mütter und Väter. Die geben gerne ihre Kinder ab und verschwinden allein ins nächste Café. Was macht man da?

Ein Leser fragt:

Als etwas größere Familie mit vier Kindern sind wir magisch anziehend für Paare, die nur ein Kind haben. "Schau mal", sagen sie dann zu ihrem Nachwuchs, zum Beispiel im Urlaub am Strand, "da spielen schon welche - möchtest du nicht mitspielen?" Dann geben die Paare ihre Kinder bei uns ab und verschwinden allein ins nächste Café. Was macht man da? Markus L., 45, München

Experten antworten:

Kirsten Boie: Drehen Sie den Spieß um!

Wie gemein! Bestimmt möchten Sie auch gerne mal ohne Kinder ins Café. Wie wäre es denn mit dem folgenden Szenario: Wenn das Paar sein Kind später bei Ihnen abholt, vielleicht sogar schon, wenn es aufbricht, sagen Sie strahlend, wie sehr Sie sich freuen, dass die Kinder sich so gut verstehen. Und morgen könnte doch dann das andere Paar auf die fünf aufpassen, während Sie Ihren Kaffee trinken. Dann könnten die Kinder auch am nächsten Tag wieder zusammen spielen. Wenigstens den Versuch wäre es wert!

Jesper Juul: Riskieren Sie Kritik oder Widerstand!

Folgenden Satz, in Ihren eigenen Worten natürlich, finde ich überlegenswert: "Unsere Kinder wollen gefragt werden, ob sie neue Spielkameraden wollen - und genauso wollen wir als Eltern gefragt werden, wenn wir für andere Kinder die Verantwortung übernehmen sollen." So ein Satz ist ein kompletter Bruch der gewöhnlichen sozialen Regeln. Aber er trägt auch eine enorme Kraft in sich, weil es manchmal einfach guttut, die Wahrheit zu sagen. Riskieren Sie Kritik oder Widerstand!

Katia Saalfrank: Sagen Sie Ihre Meinung klarer!

Wenn Sie keine Verantwortung für mehr als Ihre vier Kinder übernehmen wollen, dann sollten Sie das klar äußern und den Eltern sagen, bevor diese ins nächste Café verschwinden. Offensichtlich positionieren Sie sich hier nicht deutlich genug und lassen sich an dieser Stelle schnell mehr Verantwortung geben, als Sie wollen. Ich als Mutter von vier Kindern kenne das Phänomen so, wie Sie es beschreiben, nicht wirklich, gehöre aber auch zu denen, die sich noch heute über Freunde und Spielkameraden freuen, die dazukommen.

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Quelle:
SZ vom 23.05.2015
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