Süddeutsche Zeitung

Brettspiel:"Game of Thrones" ohne Sex

Lesezeit: 2 min

Von Daniel Wüllner

Mit letzter Kraft verteidigt Stannis Baratheon die Mauer vor den heranstürmenden Wildlingshorden. Doch sein Kampf ist noch nicht vorbei. Nachdem der neue König im Norden seine Wunden geleckt hat, zieht er seine Truppen nach Süden - Richtung King's Landing. Dort sitzt der sein Neffe, der junge König Tommen, auf dem Eisernen Thron aus Schwertern. Eine Marionette der Lannisters. Die letzte Schlacht um die Krone von Westeros wird zwischen diesen beiden Häusern entschieden.

Spoiler-Entwarnung

Dies ist weder die Handlung der fünften Staffel der "Game of Thrones"-Fernsehserie, noch setzt sich so der Plot des lang erwarteten sechsten Romans aus George R. R. Martins "Ein Lied von Eis und Feuer"-Zyklus fort. Und dennoch entspinnt sich diese Geschichte in derselben Welt von Westeros.

Basierend auf dem klassischen Strategiespiel "Diplomacy" hat Christian T. Petersen bereits 2003 das passende Brettspiel zu Buchreihe entworfen. Drei bis sechs Spieler nehmen die Rollen der großen Häuser Stark, Lannister, Baratheon, Tyrell, Greyjoy und Martel ein, bewegen ihre Truppen und intrigieren am Hofe gegeneinander, nur um am Ende selbst auf dem Eisernen Thron zu sitzen.

Die Ausgangssituation ist in jeder Partie dieselbe wie im ersten Buch und der ersten Staffel: Die Starks im Norden, Baratheon im Osten, die Martells im Süden. Doch sobald das Spiel beginnt, verschiebt sich das Machtgefüge unterschiedlich.

Warum nicht Risiko spielen?

Verhandlungen, Hinterlist und Armeen gibt es auch bei "Risiko", doch im Gegensatz zum Brettspielklassiker hält sich Petersens Setting von "Der Eiserne Thron: Das Brettspiel" eng an Martins Epos: Während Haus Lannister stets das nötige Kleingeld in immer neue Truppen investiert, muss Haus Stark im kalten Norden mit seinen Ressourcen gut haushalten - oder eine Allianz mit den benachbarten Greyjoys schmieden.

Das Ziel des Spiels - zuerst sieben Festungen zu kontrollieren - lässt sich ohne Diplomatie und Verrat fast nicht erreichen. Sobald ein Haus seinen Einfluss am Hofe erweitert, schmieden die anderen bereits Ränke, um ihn zu entmachten.

Um seinen Einfluss zu festigen, benötigt es militärische Stärke. Einheiten werden aber nicht einfach im eigenen Zug verschoben. Die Spieler legen all ihre Befehle verdeckt und decken sie auch gleichzeitig auf. Das kann dazu führen, dass ein zuvor verabredeter Waffenstillstand ohne Skrupel gebrochen wird.

Ebenso wie Martin im ersten Buch hat auch Petersen die fantastischen Elemente aus dem Brettspiel ausgeklammert. Weder der östliche Kontinent Essos noch Danaerys Targaryen mit ihren drei Drachen tauchen im Spiel auf. Das Brett ist Westeros. Die viel diskutierten Sexszenen in der Fernsehserie lassen sich am Spieletisch nicht umsetzen.

"Der Eiserne Thron" lässt sich am besten zu sechst mit allen Häusern spielen. Das verlangt ein gutes Sitzfleisch von den Spielern, denn eine Partie "Game of Thrones" kann gerne vier Stunden dauern. Aber wer mag gern auf dem Thron sitzen, wenn die Barden das Lied "The Rains of Castamere" anstimmen, das in "Game of Thrones" den nächsten Tod ankündigt?

Linktipps

  • Ein englisches Video-Tutorial, das das komplette Spiel erkläutert.
  • Strategische Tipps wie man sein Haus zum Sieg führt.

Das Brettspiel "Der Eiserne Thron" ist im Heidelberger Spieleverlag erhältlich. Es gibt Erweiterungen, mit denen sich vom aktuellen Stand der Serie weiterspielen lässt.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.2428709
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ.de/
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.