Süddeutsche Zeitung

US-Musiker:Rolling-Stones-Saxofonist Bobby Keys ist tot

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Der amerikanische Saxofonist Bobby Keys, der die Rolling Stones 45 Jahre auf Touren und bei Sessions begleitet hat, ist tot. Keys starb nach Angaben der US-Zeitung Nashville Scene am Dienstag im Alter von 70 Jahren an Leberzirrhose. Das Blatt berief sich auf Michael Webb, ein Mitglied von Keys' eigener Band Bobby Keys and the Suffering Bastards.

Über ihren Twitter-Account erklärten die Rolling Stones, sie seien "niedergeschmettert vom Verlust ihres sehr nahen Freundes und legendären Saxofonisten Bobby Keys".

Unvergessen bleibt nicht nur Keys' rupfend-eigenwillige Saxofon-Kunst, die jenem Instrument, das so gern für popbanales, einschmeichelndes Hintergrundtröten missbraucht wird, die Signifikanz aus Jazz und Rock zurückgegeben hat; unvergessen auch, wie er einmal zusammen mit Keith Richards das Fernsehgerät aus dem Hotelzimmer warf. Schon insofern ist Bobby Keys eine Ikone der Musikgeschichte. Weil er das tat, was Ikonen in der Abteilung Rockwahnsinn eben zu tun haben: Fernsehgeräte aus dem Fenster werfen - und sehr viel trinken, rumröhren, Hotelzimmer verwüsten, dann wieder trinken, rumröhren . . . man wusste bei ihm nicht immer, wo der Rock aufhört und die Karikatur davon anfängt.

Stones-Gitarrist Keith Richards, der am gleichen Tag wie Bobby Keys geboren wurde, verbreitet über Twitter eine handgeschriebene Notiz, in der er Keys als engen Freund würdigt. Das ist kein Wunder: Sie sind sich durchaus ähnlich. Auch, indem sie sich treu sind. Authentisch ist wohl das Wort, das hier angebracht ist.

Erst im Oktober hatten die Stones ihren Fans mit Bedauern mitgeteilt, dass Keys sie auf Anordnung seines Arztes nicht bei Konzerten in Australien und Neuseeland begleiten werde.

Aber auch das zieht sich als roter Faden durch Keys' Stones-Geschichte. Schon 1973 verpasste er einen Auftritt, da er nicht ganz bühnentauglich war. Das markierte auch das vorläufige Ende der Verbindung Keys-Stones. Erst 1989 kam es wieder zur Zusammenarbeit. Was nicht heißt, dass der großartige Saxofonist untätig war zwischen den Sessions mit Keith und Co. Keys verewigte sich nicht nur mit Stones-Klassikern wie "Brown Sugar" und "Live With Me", sondern auch in Aufzeichnungen mit John Lennon, Joe Cocker, Barbara Streisand, B. B. King, Carly Simon und Lynyrd Skynyrd.

Die Rolling Stones posteten auch noch ein Youtube-Video von ihrem Konzert im New Yorker Madison Square aus dem Januar 2003. In dem Live-Mitschnitt ist Bobby Keys etwa ab Minute 3:20 in einem seiner herausragenden Saxofon-Soli zu sehen.

Die Musikszene wird ihn vermissen. Die Hotelmanager allerdings können sich endlich zurücklehnen. Und sein einzigartiges Spiel auf dem Saxofon: Es bleibt uns erhalten, um an ihn zu erinnern.

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