Süddeutsche Zeitung

Überraschung beim Filmfestival Toronto:U2 durchlebt Berlin-Romanze neu

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Mit einem Paukenschlag ist das Filmfestival Toronto gestartet. Zur Premiere gab es einen Dokumentarfilm - erstmals in der Geschichte der Filmschau. Für den Glamourfaktor sorgte Regisseur Davis Guggenheim durch seine Begleitung: U2-Frontmann Bono und Gitarrist David Howell Evans, um die es in dem Film geht. Auch Berlin war irgendwie vertreten.

Seit mehr als 30 Jahren treten die Musiker von U2 gemeinsam auf - rekordverdächtig in der Welt der Rockmusik, wo sich Bands oft schnell auflösen. Der Dokumentarfilm "From the Sky Down", mit dem das Filmfestival im kanadischen Toronto nun eröffnet wurde, beschreibt den Mythos der Gruppe und lässt eine wichtige Episode in ihrer Geschichte aufleben: die Romanze mit Berlin.

Im offiziellen Programm stand nur, dass Bono und The Edge, die bekannten Gesichter von U2, bei der Gala am Abend dabei sein würden. Doch dann erlebte das Publikum noch vor der Premiere eine Überraschung: Plötzlich betraten Bono und The Edge, wie der U2-Gitarrist David Howell Evans genannt wird, die Szene. Dafür gab es tosenden Applaus. Bono griff zum Mikrofon und sagte ironisch: "Wir schützen unsere Privatsphäre und unseren Schaffensprozess. Denn wenn Du weißt, was in der Wurst drin ist, wirst Du sie nicht essen".

Regisseur Davis Guggenheim ("An Inconvenient Truth") hat den Film "From the Sky Down" in sechs Monaten gedreht und die Band aus Dublin während ihrer Proben für das diesjährige Glastonbury-Festival begleitet.

Dafür hatten sich die Musiker in die Hansa Studios in Berlin zurückgezogen. Eine Stadt, die sie gut kennen. Dort ist vor 20 Jahren auch das legendäre Album "Achtung Baby" entstanden - kurz nachdem die Mauer gefallen war.

Diese Zeit war für die Musiker prägend. Im Film beschreibt Bono auch die Inspiration von deutscher Seite. "Die deutsche Musik hat einen großen Einfluss auf uns gehabt, durch Gruppen wie Kraftwerk", erzählt Bono.

Eine Zeit, in der noch Trabis fuhren

Die irischen Bandmitglieder mussten den Weltruhm erst einmal verkraften, den sie mit Alben wie "October" oder "The Joshua Tree" erlangt hatten. Sie mussten sich "vom Drumherum in Dublin entfernen", meint Bassist Adam Clayton rückblickend.

"Berlin war die Stadt, wo wir mehr Ruhe finden konnten. Berlin war eine Feuertaufe." Der Film zeigt Archivfotos von U2, als sie 1990 in Berlin waren. Eine Zeit, als noch Trabis auf den Straßen zu sehen waren und der Potsdamer Platz eine Brache war.

So zeigt der Film den künstlerischen Schaffensprozess von damals, als Lieder wie "Who's Gonna Ride Your Wild Horses" oder "One" entstanden. Zudem lässt Guggenheim auch Freunde der Band zu Wort kommen, wie etwa den Musiker Brian Eno und den Produzenten Daniel Lanois. Intime Momente bekommt der Zuschauer zu sehen: Etwa einen Bono, der sinnlose Worte vor sich hin singt - auf der Suche nach einem neuen Lied.

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