Süddeutsche Zeitung

Techno:Christi Abfahrt

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Der "Superrave" kehrt zurück

Von Stefan Sommer, München

In einer der wenigen Verschnaufpausen des Hitzesommers 2010 hatte alles angefangen: An einem kühlen Sonntag, an einem der seltenen spielfreien Tage der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika, fand der erste "Superrave" statt. Die von den Machern der Roten Sonne organisierte Veranstaltung hatte im Backstage mehrere Bühnen bespielt und Techno-Künstler wie das DJ-Duo Kollektiv Turmstraße oder Dominik Eulberg präsentiert. Über die nächsten Monate sollte sich der "Superrave" rasch einen Namen in der Stadt machen: Schnell etablierte sich Christi Himmelfahrt als fixes Datum und internationale Star-DJs wie Nicolas Jaar, Marek Hemmann oder Levon Vincent wurden in den folgenden Jahren für spektakuläre Auftritte nach München eingeflogen.

Auf dem Höhepunkt des Raves und zu Beginn des einsetzenden kommerziellen Booms elektronischer Musik in Deutschland, beschloss das Team um den ehemaligen Betreiber des sagenumwobenen Münchner Techno-Clubs "Ultraschall", Peter Wacha, im Herbst 2014 das Feld zu räumen. Am 13. September fand die vorerst letzte Party statt. Bis jetzt: Denn nun, drei Jahre später, scheint die richtige Zeit gekommen, und der "Superrave" feiert - einen Tag vor Christi Himmelfahrt - am 24. Mai sein Comeback.

Mit dabei sind bei der Fortsetzung des Münchner Party-Klassikers alte Bekannte: Wie gewohnt findet die Soiree der elektronischen Tanzmusik auch 2017 im Backstage statt. Mit dem begnadeten Produzenten und DJ Acid Pauli ist in diesem Jahr ebenfalls ein langjähriger Begleiter des "Superraves" zurück im Programm. Bereits bei der zweiten Ausgabe im Herbst 2014 war Martin Gretschmann, der sich mit seinen visionären Sound-Architekturen für seine ehemalige Band The Notwist über die Jahre einen Legendenstatus erarbeitet hat, mit dabei gewesen. Er zählt heute zu den gefragtesten DJs der Republik.

Ein Status, den man dem zweiten Headliner, Stefan Kozzalla, alias DJ Koze, sicher ohne Vorbehalte ebenfalls attestierte kann. Der gebürtige Flensburger, der in den Neunzigern als Hip-Hop-DJ begann, ist heute mit seinem Label "Pampa Records" eine der wichtigsten Figuren der deutschen House- und Techno-Szene. Die sanften, warmen Synth-Sounds und sensiblen Geräusch-Frickeleien seines Albums "Amygdala" sind Lehrstücke für Musikproduzenten aller Genres.

Neben all der Nostalgie könnte es dem Team in diesem Jahr dennoch gelingen, auch aktuelle, avantgardistische Strömungen der elektronischen Musik abzubilden: So gilt die junge Berghain-Resident-DJ Helena Hauff - der dritte große Name im Line-Up - als das Gesicht einer nächsten Techno-Generation. Der düstere, kalte Sound der Hamburgerin experimentiert mit klassischen Instrumenten, schichtet sphärische Flächen und arbeitet an einer beklemmenden, treibenden Minimal-Musik. Als eine der Erbinnen der Kozes und Paulis könnte sich eine Familienzusammenführung im Backstage als höchst unterhaltsam erweisen.

Super Rave , mit DJ Koze, Acid Pauli, Helena Hauff und Die Vögel, Mittwoch, 24. Mai, 22 Uhr, Backstage, Reitknechtstraße 6

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Quelle:
SZ vom 24.05.2017
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