Süddeutsche Zeitung

Zum Tode von Robert Forster:Comeback-Mann

Lesezeit: 1 min

Der US-Schauspieler Robert Foster ("Breaking Bad") ist gestorben. 1997 glänzte er in Tarantinos "Jackie Brown" - und war wieder im Geschäft.

Nachruf von Tobias Kniebe

Es ist eine dieser Hollywood-Biografien, die selbst eine klassische Dramaturgie haben, mit Durststrecken, Wendungen, unwahrscheinlichen Triumphen. Und sie geht gleich gut los: Robert Forster, geboren 1941 in Rochester, New York, hatte gerade mal in einem einzigen Broadway-Stück mitgespielt, als der große John Huston ihn 1966 auswählte, Marlon Brandos homoerotisches Lustobjekt zu werden: "Reflections in a Golden Eye" hieß der Film, es ging um Militärmachismo, unterdrücktes Begehren, männliche Verletzlichkeit und - verkörpert durch Elisabeth Taylor - weibliche Dominanz.

Doch was geschah dann? Stellte man Robert Forster später im Leben diese Frage, konnte er zum dramatischen Erzähler werden: "Auf einmal läuft es nicht mehr, es kommen nur noch B-Filme, dann kommen nicht mal mehr die, du nimmst jeden Job, selbst den erbärmlichsten, und schaust deine Sachen lieber gar nicht mehr an. Aber du akzeptierst alles, du bleibst positiv, du gibst immer dein Bestes und sagst dir jeden Tag: Vorbei ist es erst, wenn es vorbei ist. Vorbei ist es, wenn du aufgibst."

Aufgegeben hat Foster nie - als hätte er geahnt, dass nach diesem endlosen zweiten Akt in den Videoregalen noch einmal ein neues Leben auf ihn warten würde. Irgendwann hatte er einen Fan, angestellt in einer Videothek, der sich wirklich alles ansah, was auf Gottes Erdboden gedreht wurde, und also auch Robert Forster sah und seine Würde selbst in Filmen wie "Der Horror-Alligator". Sein Name war Quentin Tarantino, und er hatte Großes mit ihm vor. Schließlich, mit dem Film "Jackie Brown" im Jahr 1997, war es dann so weit: Forster bekam die würdevolle, unvergessliche Rolle des Max Cherry, mit der alles auf einmal Sinn ergab.

Seine Integrität, die nun niemand mehr übersehen konnte, haben noch andere große Filmemacher genutzt, David Lynch in "Mulholland Drive" etwa, Gus van Sant, oder Vince Gilligan in der Serie "Breaking Bad". Erst am Freitag kam eine letzte, nachgereichte Episode auf Netflix heraus, und Robert Forster war darin wie immer sehr gut. Er starb am selben Tag, im Alter von 78 Jahren, in Los Angeles an einem Gehirntumor.

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.4638492
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.10.2019
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.