Süddeutsche Zeitung

Opernneubau für Düsseldorf:750 Millionen Euro

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Düsseldorf bekommt ein neues Opernhaus, doch woher kommt das Geld?

Von Alexander Menden

Obwohl er nicht ganz überraschend kam, war der Beschluss, den der Düsseldorfer Stadtrat an diesem Donnerstagvormittag fasste, ein höchst bedeutender stadtplanerischer Schritt: die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt soll ein neues Opernhaus bekommen. Mit den Stimmen der schwarz-grünen Regierungskoalition unter Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) sowie der FDP und SPD folgte der Rat einer Ende November ergangenen Empfehlung der Stadtverwaltung, die einen Neubau vorsieht. Damit ist auch klar, dass es eine langfristige weitere Nutzung des alten Gebäudes an der Heinrich-Heine-Allee als Oper nicht geben soll.

"Heute können wir etwas von Köln lernen", sagte der Düsseldorfer CDU-Ratsherr Alexander Fils zum Auftakt der Debatte mit Blick auf den ungeliebten städtischen Rivalen rheinaufwärts. Da aber selten etwas Positives aus Köln komme, sei die Lektion, wie viel Geld eine Stadt in einer Opernhaussanierung versenken könne. Tatsächlich läuft in Köln die Sanierung der städtischen Bühnen seit zehn Jahren, die Kosten haben sich verdreifacht. Darüber, dass es in den Worten von FDP-Ratsherr Manfred Neuenhaus "unwirtschaftlich" wäre, das alte Düsseldorfer Gebäude von Paul Bonatz zu renovieren, bestand ein breiter Konsens.

"Irgendwann muss man einen Punkt machen und den Ergebnissen vertrauen"

Kritik kam unter anderem von der Linken, deren Ratsfrau Julia Marmulla von einer "Verschandelung der Stadt" und einer "Kungelei zwischen Spekulanten und der Stadtspitze" sprach, die zu einem nur auf Tourismus ausgerichteten Prestigebau führen werde. Ein Neubau sei in der Stadt nicht gewünscht, und es gebe auch Experten, die sich dagegen ausgesprochen hätten. Das wies Bürgermeisterin Clara Gerlach, kulturpolitische Sprecherin der grünen Ratsfraktion, mit dem Hinweis auf die intensive Bürgerbeteiligung zurück. Tatsächlich hatte sich auch die Mehrheit der Teilnehmer an der Bürgerbefragung für ein neues Opernhaus ausgesprochen. Was die Expertenmeinungen angehe, so habe die Stadtregierung alles prüfen lassen: "Irgendwann muss man einen Punkt machen und den Ergebnissen vertrauen", so Gerlach.

Mit dem Neubau soll laut Verwaltungsvorlage "ein funktional und technisch zukunftsfähiger Bühnenbetrieb" ermöglicht, sollen "Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit gesteigert" werden. Als nächstes ist nun die Standortfrage zu klären. Von den ursprünglich rund 30 Vorschlägen sind noch zwei übriggeblieben: Das bisherige Grundstück an der Heinrich-Heine-Allee, was den Abriss des seit 1994 unter Denkmalschutz stehenden Bestandsbaus erfordern würde, und das Gelände des ehemaligen Kaufhof-Gebäudes am Wehrhahn. Die entsprechende Entscheidung soll im Frühjahr fallen. Bis dahin ist vielleicht auch klarer, woher das Geld für den Neubau kommen könnte. Die Kosten werden auf mindestens 750 Millionen Euro geschätzt.

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