Süddeutsche Zeitung

Neues Bauhaus-Museum in Weimar:Ein Monolith im Park

Der Entwurf für das neue Bauhaus-Museum in Weimar steht fest. "Unschärfe" und "Unbestimmtheit" wie auf einem Gemälde von Gerhard Richter bestimmen den Fassaden-Entwurf von Heike Hanada und Benedikt Tonon.

Ira Mazzoni

Der aus Beton gegossene Kubus mit seiner matt satinierten, streifigen Glashaut macht sich stark mit der Behauptung: Die Moderne hat einen wichtigen und genuinen Ort in Weimar. So sieht es jedenfalls der Präsident der Klassik Stiftung Weimar, Hellmut Seemann.

Mit dieser "Behauptung" profiliert sich Weimar auf Kosten von Dessau, wo ein Museumsbau für die Bauhaus-Sammlung in den Sternen steht und sich die aktuelle Marcel-Breuer-Ausstellung in verstellten und notdürftig klimatisierten Denkmalräumen quält.

Weimar hingegen bekommt nun am Stadteingang in historisch schwierigem Umfeld einen Solitär mit bewusst diffuser Gesamterscheinung: diffus durch die Bänder schmaler Glastafeln, die zusätzlich mit feinen schwarzen Streifen gerastert werden sollen.

"Unschärfe" und "Unbestimmtheit" wie auf einem Gemälde von Gerhard Richter bestimmen den Fassaden-Entwurf von Heike Hanada und Benedikt Tonon. Die Architektur will nicht auftrumpfen gegenüber dem Gauforum, sie macht sich aber auch nicht klein, will den disparaten Stadtraum nicht heilen und nicht versöhnen, sondern stellt sich einfach an den Park-Rand und behauptet sich auf einem Betonsockel. Seemann spricht von der Magie der autonomen "Setzung" und bezieht sich dabei auch auf das intendierte Nachtbild: OLED-Folienstreifen sollen das Neue Bauhaus Museum Weimar auratisch glimmen lassen.

Wieder entscheidet sich die Jury letztendlich für eine klassisch kompakte Museumskiste - auch in der Hoffnung die Klima- und Haustechnik effizient in den Griff zu bekommen.

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Quelle:
SZ vom 10.07.2012
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