Süddeutsche Zeitung

Neu im Kino:Zwischen schwul und hetero

Familienvater Bruno entdeckt in "In The Grayscale" seine Homosexualität. Und "Body" zeigt, wie Leiden Körper formt. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Birds & People

Ein Ehepaar, das Löcher in die Hauswand bohrt, damit Mauersegler dort nisten können. Ein Mann, der einen Schwarzstorch aufgenommen hat. Hans-Jürgen Zimmermann besucht in seiner Doku Menschen, die sich besonders für den Vogelschutz engagieren. Tolle Bilder von seltenen Exemplaren machen seine skurrilen Beobachtungen zum lustigen Erlebnis.

Body

Ein Richter, seine magersüchtige Tochter und deren Therapeutin: drei Menschen, die beim Versuch, mit Verlusten umzugehen, auf ungewöhnliche Mittel wie Geisterbeschwörung zurückgreifen. Ihre Körper: Abbilder ihres Leidenswegs. Für ihren Film wurde Małgorzata Szumowska auf der Berlinale ausgezeichnet, er wird zugleich von groteskem Ernst und sanfter Trauer durchweht.

Hördur

Die 17-jährige Aylin wird zu Sozialstunden auf dem Reiterhof verurteilt. Dort entdeckt sie das Islandpferd Hördur, das ihr Hoffnung und einen Ausweg aus der familiären Tristesse bietet. Die guten Schauspielleistungen trösten über die sehr schlichte Coming-of-Age-Geschichte von Ekrem Ergün hinweg.

Im Sommer wohnt er unten

Sein Banker-Bruder nennt Matti einen "kiffenden Teddybär", und das ist nicht ganz falsch: Er wohnt mit seiner Freundin im Ferienhaus in Südfrankreich und hat null Bock auf Arbeit. Als sein erfolgreicher Bruder und dessen Frau für den Sommer einziehen, beginnt ein Wundengestochere, das Tom Sommerlatte als perfekte Mischung aus deutschem Problemfilm und französischem Poolkrimi inszeniert.

In The Grayscale

Architekt und Familienvater Bruno entdeckt seine Homosexualität, ohne sich zwischen schwul und hetero entscheiden zu können. Claudio Marcones hervorragender Film insistiert auf diesem "Zwischen", indem er die Verhältnisse zwischen Körpern und die Zeit ihrer Annäherung filmt - und die Frage aufwirft, was eigentlich eine queere Architektur wäre.

Der letzte Wolf

Brillante 3D-Bilder (Wölfe, Steppe, Jagddrama im Schneesturm), packender Mix aus Abenteuer, Realhistorie und Ökofabel. Auf der Basis des chinesischen Bestsellers "Zorn der Wölfe" erzählt Jean-Jacques Annaud von einem Studenten aus Peking, der 1967 zu mongolischen Nomaden geschickt wird und erleben muss, wie deren faszinierende Lebensform auf Befehl der Partei und im Namen des Fortschritts blindwütig zerstört wird. Lesen Sie hier ein Interview mit Regisseur Jean-Jacques Annaud.

Macbeth

Ein australischer Regisseur, Justin Kurzel, verfilmt Shakespeares "Macbeth" mit einem Deutsch-Iren und einer Französin, Michael Fassbender/Marion Cotillard, in den Rollen des machthungrig-mörderischen Paars. Ein Wahnsinnsunternehmen, das gerade an seinen Bruchstellen schmerzliche Energie und infantile Lust entwickelt. Die Wunden, die einem in der Schlacht geschlagen wurden, wollen nicht heilen. Lesen Sie hier die ausführliche Besprechung von "Macbeth".

Macho Man

Lesen Sie hier die ausführliche Besprechung von "Macho Man".

Madame Marguerite

Lesen Sie hier die ausführliche Besprechung von "Madame Marguerite".

Stung

Ein deutsches Creature-Feature, na so was! Mannsgroße Wespen, entstanden aus Pestizid-Experimenten, überfallen eine Abendgesellschaft. Das Catering-Personal kämpft sich durch Schleim, Blut und Alkohol, dazwischen erblüht die Liebe. Erstlingsregisseur Benni Diez hat mit amerikanischem Geld einen Horrorspaß gedreht, der trotz ein paar Ungereimtheiten Hoffnung für das Genre weckt.

V8 - Die Rache der Nitros

Dass so manches Rennen mit unfairen Mitteln bestritten wird, lernen die Nachwuchsrennfahrer in der Fortsetzung des Abenteuerfilms, als ihr bester Pilot vom gegnerischen Team gekidnappt wird. Joachim Masannek mixt Coming-of-Age-Geschichte, ein wenig Fantasy und viel Familiendrama. Er hätte sich ruhig mehr auf den simplen Spannungsbogen seines Rennspektakels verlassen können.

Voll verzuckert - That Sugar Film

Nach "Super Size Me" ein weiterer filmischer Extrem-Selbstversuch, den der Australier Damen Gameau mit Hilfe von Größen wie Hugh Jackman oder Stephen Fry und mit Trickanimationen kurzweilig aufbereitet. Während er 60 Tage lang je 40 Zuckerwürfel in Form von vermeintlich gesunder Nahrung zu sich nimmt, lässt er sich von Wissenschaftlern und Aktivisten beraten und aufklären. Fazit der ausgiebigen Nabelschau: Obwohl er nicht mehr, sondern nur schlechtere Kalorien zu sich nimmt, legt er in den 60 Tagen achteinhalb Kilo zu.

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Quelle:
SZ vom 29.10.2015
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