Süddeutsche Zeitung

Land Art und Humor:Hin und weg

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Vor wenigen Tagen wurde in der Wüste von Utah ein metallisch funkelnder Monolith entdeckt. Die ganze Welt fing an zu rätseln: Land Art? Oder doch ein intergalaktischer Gruß? Wir werden es vielleicht nie erfahren: Die Stele ist nämlich wieder verschwunden.

Von Catrin Lorch

Der Monolith ist weg. Genauso plötzlich, wie sie vor den roten Felsen in der Wüste von Utah aufgetaucht war, ist die metallisch funkelnde Stele wieder verschwunden, die in der vergangenen Woche zufällig von Wildbiologen entdeckt worden war, die in der unbewohnten Gegend vom Hubschrauber aus Bighorn-Schafe zählten. Der Fund hatte weltweit für Aufsehen gesorgt: Direkt nach der Landung hatte der Pilot Bret Hutchings einem Lokalsender ein Interview gegeben, in dem er vermutete, es handle sich entweder um das Werk eines "New Wave Künstlers" oder vielleicht doch um das Zeichen eines Außerirdischen. Die Ähnlichkeit der Stele mit dem Kubus aus Stanley Kubricks "2001 - Odyssee im Weltall" war kaum zu übersehen - so wie auch eine Verwandtschaft mit Werken des verstorbenen Künstlers John McCracken, der lange in der Nähe gewohnt hatte. Dessen Autorschaft allerdings war von der Galerie, die McCrackens Nachlass vertritt, sofort dementiert worden.

Obwohl weder die Entdecker der Stele noch die Behörden irgendwelche Informationen über den genauen Standort preisgaben, wurde die geheimnisvolle Stele bald lokalisiert: 48 Stunden nach den ersten Veröffentlichungen zu dem Monolithen erschienen weitere Fotografien auf Instagram. "Geniale Reise zum Monolithen heute", schrieb beispielsweise der ehemalige US-Offizier David Surber, der sich sofort ins Auto gesetzt hatte, nachdem er auf Reddit einen Post entdeckt hatte. Die sechsstündige Fahrt sei für ihn eine willkommene Möglichkeit gewesen, der Welt zu entkommen, zitiert ihn die britische Zeitung Guardian.

Doch die Freude an dem immer noch anonymen Werk währte nicht lange. Denn inzwischen ist die dreieinhalb Meter hohe Stele wieder verschwunden - Behörden in Utah erklärten, der Monolith sei am Freitagabend von Unbekannten entfernt worden, und nein, sie selbst hätten damit nichts zu tun, da es sich um "Privateigentum" handele.

Sollte es sich nicht um einen außerirdischen Spaß, sondern um Kunst gehandelt haben, wird man es nun wohl definitiv der Land Art zurechnen müssen - dass solche skulpturalen Werke sich den Betrachtern entziehen, ist häufig Teil des Konzepts.

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