Süddeutsche Zeitung

Michel Houellebecq gegen "Le Monde":"Mit Ihnen rede ich nicht"

Er fühlt sich gegängelt: Michel Houellebecq verweigert eine Interviewanfrage der französischen Tageszeitung "Le Monde". Und geht sogar noch weiter.

Von Joseph Hanimann

Während vierhundert französischsprachige Romanautoren mit ihren Neuerscheinungen zum Auftakt der Herbstsaison gerade um die öffentliche Aufmerksamkeit wetteifern, steht einer auch ohne neues Buch schon wieder in den Schlagzeilen. Durch Verweigerung.

Die Zeitung Le Monde wollte in diesem Sommer eine Serie über die schillernde Persönlichkeit von Michel Houellebecq veröffentlichen und bat dafür um ein Interview. "Mit Ihnen rede ich nicht", antwortete der Schriftsteller auf die Anfrage und fügte hinzu, er fordere auch seine Bekannten auf, Auskünfte zu verweigern - mit Mail-Kopie an die entsprechenden Persönlichkeiten, von Bernard-Henri Lévy bis Michel Onfray und Frédéric Beigbeder.

Sollte die Zeitung bei ihnen insistieren, rate er ihnen zur Gerichtsklage, das sei ziemlich einfach und oft lukrativ. Le Monde hat seine Serie nun trotzdem gestartet, mit teilweise anonymen Interviews aus dem Umfeld des Schriftstellers.

Michel Houellebecq fühlt sich von Zeitungen verfolgt

Obwohl Houellebecq von diesem Blatt insgesamt kaum schlechter oder besser behandelt wird als von anderen Zeitungen, fühlt er sich von ihm, und vor allem von der Journalistin Ariane Chemin, verfolgt. Auch widerstrebt ihm der linksliberale Kurs, wie aus manchen Romanen schon ersichtlich war.

Da der Schriftsteller den Nimbus eines Stars hat und damit zu spielen weiß, braucht er sich aber nicht mit Auskunftsverweigerung zu begnügen. Wie aus Zufall gewährte er dem Konkurrenzblatt Le Figaro für sein sehr rechtskonservatives Magazin in diesem Sommer eine Reihe Gespräche, in denen er sich etwa mit Alain Finkielkraut noch einmal über die Welteroberungsgelüste des Islam unterhalten konnte.

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Quelle:
SZ vom 19.08.2015
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