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"Maze Runner" im Kino:Die Welt wird enger mit jedem Tag

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Der Ursprung der "American Angst": In der phantastischen Parabel "Maze Runner - Die Auserwählten im Labyrinth" von Wes Ball ist ein Trupp Jungs gefangen auf einer mysteriösen Lichtung im Nirgendwo. Es gäbe vielleicht einen Weg in die Freiheit. Doch den hat noch niemand gefunden.

Von Fritz Göttler

Das Auserwähltsein ist ganz schön mysteriös in diesem Film. Alle paar Wochen spuckt ein Aufzug, der aus dem Nichts heraufzockelt, einen neuen Jungen mitten auf der Lichtung aus, ohne Erinnerung und ohne die geringste Ahnung, wo er da gelandet ist. So erging es auch all den anderen, die ihn dort empfangen.

Man muss sie als Pioniere sehen, diese kleine Gruppe von Jungen, aber nicht mit weitem Land vor sich wie in der amerikanischen Landnahme, sondern in einer geschlossenen Welt.

Riesige Mauern umgeben die Lichtung, hinter denen ein gewaltiges Labyrinth sich eröffnet, das - hinter tausend Gängen keine Welt? - noch keinem zu durchqueren gelang. Abends schließen sich dann die Tore für die Nacht. Das Labyrinth als neue Form der Wildnis, es bewegt sich, wandelt seine Form. Es ist tödlich: Here there be grievers.

Diese Griever sind unheimliche, brutale Geschöpfe, die die Gänge des Labyrinths unsicher machen und all jene Kids zur Strecke bringen, die es nicht zurück auf die Lichtung schaffen, bevor die Tore schließen.

Ein bisschen Wissen ist den Burschen dann doch geblieben, ganz praktisches, um sich zurechtzufinden in der Natur, und gesellschaftliches, um eine Gemeinschaft zu bilden, mit Regeln.

Das Design ist das große Wunder des Films

Bald wird, wie's einfach nicht zu vermeiden ist, wo Menschen zusammenleben, die Gemeinschaft von Phobien deformiert, von der Furcht vor dem Jenseits. American Angst. Irgendwo zwischen Robinson und Herr der Fliegen bewegt sich diese Geschichte, erfunden vom Erfolgsautor James Dashner. Am Ende kommt, mit der letzten Lieferung auf die Lichtung, auch noch ein Mädchen ins Spiel, Kaya Scodelario, aus "Wuthering Heights"

Das Labyrinth ist, von Regisseur Wes Ball imaginiert, der bislang als Set-Designer glänzte, und auch hier ist das Design das große Wunder des Films, atemraubend, zwischen Unheimlich- und Heimeligkeit schillernd.

Man kann sich in ihm verlieren, kann Gejagter sein und doch blitzschnell zum Jäger umschalten. Es wirkt wie das Relikt einer archaischen, heruntergekommenen, zum Untergang verdammten Gesellschaft. Ein künstliches Relikt, in dem die Geometrie des Actionkinos irrwitzig durchgespielt wird - das Muster liefert Kafkas kleine Fabel. Ach, die Welt wird enger mit jedem Tag.

The Maze Runner , USA 2014 - Regie: Wes Ball. Buch: Noah Oppenheim, Grant Pierce Myers, T. S. Nowlin. Kamera: Enrique Chediak . Mit: Dylan O'Brien, Aml Ameen, Ki Hong Lee, Blake Cooper, Will Poulter , Kaya Scodelario. Fox, 113 Minuten.

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Quelle:
SZ vom 17.10.2014
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