Süddeutsche Zeitung

Literatur:Maryse Condé gewinnt alternativen Literaturnobelpreis

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Die französische Schriftstellerin Maryse Condé hat den alternativen Nobelpreis für Literatur gewonnen. Die Auszeichnung wird in diesem Jahr einmalig von der Initiative "Die Neue Akademie" in Stockholm vergeben - anstelle des Literaturnobelpreises, der wegen einer Krise der Schwedischen Akademie abgesagt wurde. "Die Neue Akademie" will den Preis am 9. Dezember verleihen und sich dann einen Tag später wieder auflösen. Zur Begründung hieß es am Freitag: "Maryse Condé ist eine große Geschichtenerzählerin. Sie beschreibt die Verheerungen des Kolonialismus und das Chaos des Post-Kolonialismus mit einer präzisen und eindrücklichen Sprache."

Für den Preis waren neben der Schriftstellerin mit karibischen Wurzeln noch zwei weitere Autoren nominiert: die kanadische Schriftstellerin Kim Thúy und der britische Science-Fiction- und Fantasy-Autor Neil Gaiman. Die drei Nominierten wurden zusammen mit dem Japaner Haruki Murakami nach einer weltweiten Online-Abstimmung ausgewählt. Murakami zog seine Teilnahme jedoch zurück. Der Autor wird schon lange als Kandidat für den Literaturnobelpreis gehandelt. Man könnte spekulieren, dass er seine Nominierung nicht annahm, um seine Chancen auf den "echten" Nobelpreis nicht zu schmälern.

Offene Entscheidungsprozesse statt geheimer Absprachen

"Die Neue Akademie" basiert auf einer Idee der schwedischen Journalistin Alexandra Pascalidou, sie ist eine gemeinnützige Organisation, die politisch und finanziell unabhängig arbeitet. "Die Neue Akademie" hat mehr als 100 Mitglieder, darunter Autoren, Schauspieler, Regisseure, Journalisten, Übersetzer, Drehbuchschreiber und Anwälte.

Der alternative Literaturnobelpreis der "Neuen Akademie" ist als Gegenmodell zum Preis der Schwedischen Akademie angelegt - mit offenen Entscheidungsprozessen statt geheimer Absprachen hinter verschlossenen Türen. Auf ihrer Webseite erklärt die "Neue Akademie", ihr Preis soll daran erinnern, dass Literatur mit Demokratie, Offenheit, Empathie und Respekt verbunden werden sollte. "In einer Zeit, in der menschliche Werte mehr und mehr in Frage gestellt werden, wird Literatur zur Gegenkraft gegen Unterdrückung und einen Code des Schweigens."

Bis zum 8. Juli konnten schwedische Bibliothekare und Bibliothekarinnen Vorschläge einreichen. Die Voraussetzung war: Vorgeschlagene Autoren und Autorinnen mussten mindestens zwei Bücher veröffentlicht haben, eines davon in den vergangenen zehn Jahren. Das Ergebnis: eine Liste mit 47 Namen, darunter Margaret Atwood und Amos Oz, aber auch Patti Smith und J.K. Rowling. "Klassische" Nobelpreiskandidaten standen neben Beststellerautorinnen.

Im zweiten Schritt konnten Menschen auf der ganzen Welt über die Webseite der "Neuen Akademie" abstimmen, wer für den alternativen Nobelpreis nominiert werden sollte. Die Gewinnerin wurde letztendlich von einer vierköpfigen Jury unter dem Vorsitz der Verlegerin und Journalistin Ann Pålsson ausgewählt.

Der alternative Literaturnobelpreis ist mit etwa 100.000 Euro dotiert. Das Preisgeld wurde über Crowdfunding im Internet und klassische Spenden gesammelt.

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