Süddeutsche Zeitung

Las Vegas:Ein Festival für das Heartland

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Auf dem "Route 91 Harvest" in Las Vegas feiern Country- und Westernfans zu Songs über Liebe und Heimat. Am Sonntagabend wird das Idyll zerstört.

Von Carolin Gasteiger

Jason Aldean singt gerade von dem Moment, wenn seine große Liebe "Baby" sagt; wenn sie ihn rettet, indem sie mit ihren Fingern durch sein Haar fährt. Countrysänger Aldean, 40 Jahre alt und gebürtig aus Georgia, ist der letzte Act des "Route 91 Harvest"-Festivals und spielt gerade seinen Song "When She Says Baby", als die ersten Schüsse in Las Vegas fallen. Als Stephen Paddock aus dem 32. Stock des Mandala-Bay-Hotels auf die Menge aus 22 000 Country-und Westernfans feuert und mindestens 59 Menschen tötet.

Es sind die aufrechten, ehrlichen Werte, die die Künstler auf dem "Route 91 Harvest" Festival besingen, das in diesem Jahr zum vierten Mal nahe dem Mandala Bay stattfand.

Viele im Publikum tragen Cowboyhüte und -stiefel, Karohemden, Truckermützen. Alles, was den typischen Heartland-Amerikaner ausmacht, der stolz auf seine Heimat ist. Familien, Pärchen, Freunde unterschiedlichen Alters sind unter den Besuchern, die meisten von ihnen sind hellhäutig.

Hier werden Liebe und Heimat besungen, etwa in Jason Aldeans "She's Country": Er lobt, dass die Protagonistin von den Cowboyboots bis hin zu den heimatlichen Wurzeln "country" sei. Jake Owen preist in seinem "American Country Love Song" die Mythen seiner Heimat, von "Stars and Stripes" über Spring Break bis hin zum alten Ford Truck. Im Musikvideo zu dem Song flattert die amerikanische Flagge. Das Line-up des "Route 91" gehört nicht zur obersten Countryliga.

Aber eine Attraktion ist, dass das Festival vor der beeindruckenden Kulisse der "Sin City" stattfindet. Beim ersten Festival im Jahr 2014 freute sich Countrysänger Dustin Lynch: "Ich bin wirklich aufgeregt, an diesem Ort zu spielen. Ist das nicht ein wunderschöner Hintergrund?" Das Festival war wie in den Vorjahren ausverkauft. Ein Ticket für drei Tage kostete gut 170 Euro.

Zu den furchtbaren Vorfällen von Sonntagabend steht auf der Facebookseite des Festivals nichts, stattdessen freuen sich drei Frauen mit Cowboyhüten und Sonnenbrillen auf #ThreeDayNeonSleepover. Bilder der Nacht zeigen Cowboystiefel auf Treppenstufen, von der Tat keine Spur. Countrysänger Jason Aldean hingegen postet auf Instagram, wie sehr es ihn berühre, dass so etwas jeden treffen könne, der einfach nur einen Abend lang Spaß haben wollte. "Heute Abend war jenseits von entsetzlich."

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