Süddeutsche Zeitung

Kino:Ewiger Thrill

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Hitchcock und mehr im neuen Programm des Filmmuseums

Von Josef Grübl, München

Eine Frau liegt in den Armen eines Mannes, sie befinden sich an Bord eines Segelschiffs und schippern durch die Südsee. Dieses Foto postete das Filmmuseum auf Facebook, um sich in die Sommerpause zu verabschieden. Im August gibt es keine Vorstellungen, aber dafür wurde nun das Programm für Herbst und Winter vorgestellt.

Los geht es am 5. September mit den Internationalen Stummfilmtagen, so wie jedes Jahr wird eine Auswahl von raren und neu rekonstruierten Produktionen der Bonner Stummfilmtage aufgeführt, dazu gibt es Live-Musik. Neben Filmen aus Frankreich, China oder Deutschland steht auch "The Single Standard" mit Greta Garbo auf dem Programm; aus diesem 1929 entstandenen Stummfilm stammt auch das eingangs genannte Foto. Die Garbo galt damals als moderne Frau, die nach ihren eigenen Regeln lebte, in diesem Film sucht sie sich ihre Männer selbst aus, unter anderem fährt sie mit einem in die Südsee. Eine moderne Frau war auch Alice Guy-Blaché, die als erste Filmemacherin der Welt gilt. Ihren ersten Kurzfilm drehte die Französin bereits 1896; das Filmmuseum zeigt insgesamt sieben neu restaurierte Werke von ihr. Eingerahmt wird dieser Abend von einer Doku über ihr Leben, die gleichzeitig überleitet zur nächsten Programmreihe: Gewürdigt wird die Regisseurin Katja Raganelli, die im Gründungsjahr der HFF München 1967 ihr Filmstudium begann und im November 80 Jahre alt wird. Raganelli drehte viele Porträts über andere Filmemacherinnen, über Agnès Varda, Valie Export oder eben auch Alice Guy-Blaché, insgesamt 14 dieser Filme stellt sie bis Jahresende persönlich vor.

Die umfassendste Reihe ist dem "Master of Suspense" gewidmet: Alfred Hitchcocks Geburtstag jährte sich vor wenigen Tagen zum 120. Mal, das Filmmuseum zeigt alle verfügbaren Regiearbeiten, von Stummfilmen wie "The Pleasure Garden" (1925) über frühe Meisterwerke wie "The 39 Steps" (1935) bis hin zu in Hollywood entstandenen Klassikern wie "Vertigo" oder "Psycho". Daneben stehen auch Raritäten auf dem Programm, unveröffentlichtes Material aus nicht fertiggestellten Projekten, oder Talkshow-Auftritte, bei denen Hitchcock deutsch sprach. Die Reihe geht bis Februar; die Retrospektiven anlässlich des 90. Geburtstags von Peter Lilienthal oder des 100. Geburtstags von Antonio Pietrangeli starten bereits früher. Auch eine Reihe zu 100 Jahren Bauhaus steht auf der Agenda, es gibt einen Schwerpunkt mit russischen Filmen, eine Stanisław-Lem-Reihe sowie das Rumänische Filmfestival.

Freunde des skurril-lakonischen Humors dürfen sich auf den Januar freuen: Dann stehen die Filme von Aki Kaurismäki im Mittelpunkt. Der finnische Regisseur ist hierzulande recht bekannt, gezeigt werden frühe Filme wie "Schuld und Sühne" (1983), "Leningrad Cowboys Go America" (1989) oder "Das Mädchen aus der Streichholzfabrik" (1990), aber auch späte Meisterwerke wie "Le Havre" (2011) oder "Die andere Seite der Hoffnung" (2017). Das Programmheft liegt im Foyer des Filmmuseums aus, am St.-Jakobs-Platz 1.

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Quelle:
SZ vom 17.08.2019
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