Süddeutsche Zeitung

Italienisches Kino:Regisseur Bernardo Bertolucci ist tot

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Regisseur Bernardo Bertolucci ist tot. Bertolucci saß aufgrund von Rückenproblemen zuletzt im Rollstuhl und ist nach langer Krankheit in seinem Haus in Rom gestorben. Er wurde 77 Jahre alt.

Bertolucci, geboren 1941 in Parma, war einer der bekanntesten Vertreter des italienischen Autorenkinos der Sechziger- und Siebzigerjahre und einer der berühmtesten Filmemacher seines Landes. Bertoluccis Karriere begann 1962 mit "La commare secca", ein düsteres Kriminaldrama, das er nach einer Geschichte von Pier Paolo Pasolini drehte. Bertolucci arbeitete als Assistent von Pasolini, bis ins hohe Alter betonte er immer wieder, wie sehr ihn der ältere italienische Regisseur inspiriert habe.

Mit dem politischen Drama "Il conformista" ("Der große Irrtum") etablierte sich Bertolucci Anfang der Siebziger als ernstzunehmender Autorenfilmer, 1972 gelang ihm der Durchbruch mit "Der letzte Tango in Paris" mit Marlon Brando und Maria Schneider. An einer Stelle versucht Brando seine Kollegin mit Hilfe eines Stücks Butter zu vergewaltigen - die Szene gehört zu den bekanntesten der Filmgeschichte. Und zu den umstrittensten. Bertolucci und Brando hatten sie sich im Vorfeld ausgedacht, ohne Schneider über die Butter und was es damit auf sich hatte zu informieren. Schneider hatte den Regisseur für den Rest ihres Lebens dafür gehasst. Bertolucci versuchte sich nachträglich damit zu rechtfertigen, dass er Schneiders wahre Gefühle filmen wollte, nicht wie sie diese Gefühle spielt.

Bertolucci entwuchs dem italienischen Kino, arbeitete an internationalen Großproduktionen und drehte Filme mit Hollywoodstars wie John Malkovich, Liv Tyler, Keanu Reeves und Eva Green. Sein Film "Der letzte Kaiser" wurde mit insgesamt neun Oscars ausgezeichnet, zwei davon gingen an Regisseur und Drehbuchautor Bertolucci.

Die Repubblica verabschiedet sich von Bertolucci als "letztem großen Meister". Hätte der Dichter, Regisseur, Produzent, Polemiker und Autor nicht tatsächlich gelebt, heißt es, man hätte ihn erfinden müssen. "So italienisch und so international", schreibt das Blatt.

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