Süddeutsche Zeitung

Hollywood-Schriftzug:Bis zum letzten Buchstaben

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Rettet das H! Um den Bau von Luxusvillen links unterhalb des weißen Konsonanten zu verhindern, haben Aktivisten den Schriftzug verhüllt.

Reymer Klüver

Wie eigentlich immer, wenn es um Hollywood geht, ist die Sache spektakulär, und ein bisschen Drama ist auch dabei. Doch geht es diesmal nicht um einen Film oder einen der unzähligen Skandale und Skandälchen unter Stars und Starlets, diesmal steht Hollywood selbst auf dem Spiel, genauer gesagt: die freie Sicht auf die berühmten neun weiß schimmernden Majuskeln in den grünen Hügeln oberhalb des bekanntesten Stadtteils von Los Angeles: HOLLYWOOD.

Aufteilen und verscherbeln

Eine Immobilienfirma aus Chicago hatte vor Jahren das unbebaute, raue Gelände neben den Gigabuchstaben, genannt Cahuenga Peak, für 1,7 Millionen Dollar gekauft. Nun will sie das 55 Hektar große Gebiet in fünf Parzellen für Luxusvillen aufteilen und verscherbeln. Hollywood-Enthusiasten fürchten, dass so die Aussicht auf das Wahrzeichen verbaut wird. Mindestens aber, so orakeln sie düster, würden die Buchstaben in der Bebauung verschwinden. Tatsächlich liegt die Grenze des zum Verkauf stehenden Geländes direkt links neben dem großen weißen H.

Doch die Sache spielt in Hollywood, und so ist die Aussicht auf ein Happyend nicht allzu fern. Die Investoren aus dem Mittleren Westen hatten nach vielem Hin und Her ein Einsehen und boten der kalifornischen Umweltgruppe Trust for Public Land das Gelände für 11,7 Millionen Dollar an. Auch keine schlechte Rendite. Einzige Bedingung: Die Umweltschützer, die aus den Hügeln einen Park machen wollen, müssen das Geld bis 14. April zusammenbringen. Sieben Millionen haben sie bereits; fehlen also noch 5,5.

Am Wochenende starteten sie deshalb eine spektakuläre Aktion, verhüllten die Buchstaben und zogen stattdessen rote Lettern darüber mit der Aufschrift: "Save the Peak" - Rettet den Hügel. Bis Dienstag dürfen die dort bleiben und für die Rettung der freien Aussicht auf das Wahrzeichen werben. Zum ersten Mal in der mehr als acht Jahrzehnte währenden Geschichte der neun Buchstaben sind sie nicht zu sehen. Ihre Freunde nennen sie gern in einem Atemzug mit den großen Wahrzeichen Amerikas. "Für uns ist dieses Hollywoodzeichen, was die Freiheitsstatue in New York oder die Golden Gate Bridge in San Francisco ist", sagt Tom LaBonge, der im Stadtrat von Los Angeles sitzt und einer der Initiatoren der Aktion ist.

Liebesnest eines exzentrischen Milliardärs

Der Trust for Public Land würde das Gelände der Stadt übertragen, die es wiederum dem benachbarten Griffith Park anschließen würde. "Die Stadt will nicht nur die freie Sicht auf das Hollywood-Zeichen bewahren, sie will auch das offene Gelände und die Wanderwege und das wilde Biotop erhalten", so Stadtrat LaBonge. Das Wahrzeichen steht indes auf dem Hügelfels eigentlich nicht etwa, weil es für die Filmmetropole werben sollte, sondern, passenderweise, für ein Immobilienprojekt. Die gigantischen Buchstaben ließ der damalige Besitzer der Los Angeles Times, Harry Chandler, 1923 aufstellen, weil er für sein Bebauungsprojekt Hollywoodland in der Nähe Reklame machen wollte. Das Gelände neben und unterhalb der Schilder blieb unberührt. In den 30er Jahren kaufte es der exzentrische Milliardär Howard Hughes, um dort ein Liebesnest für seine damalige Flamme Ginger Rogers zu errichten. Doch die Schauspielerin ließ ihn abblitzen: "Er wollte mich dort oben einschließen", klagte sie noch Jahre später. Hughes behielt das Gelände trotzdem. Aber es blieb unbebaut.

Die Investoren aus Chicago nun verstanden ihr Handwerk. Vor fast zehn Jahren kauften sie dem Erbenfonds von Howard Hughes das Gelände für 1,7 Millionen Dollar ab, aus heutiger Sicht ein Schnäppchen. Aber damals hatte sich niemand sonst dafür interessiert. Das Hügelgelände ist über keine Straße erschlossen.

Die Chicagoer Immobilienmanager hatten indes in alten Akten herausgefunden, dass das Gebiet durchaus zugänglich gemacht werden kann: In den 40er Jahren hatte Hughes die Stadt Los Angeles nämlich verklagt, um sich eine Zufahrt zu sichern. 1949 billigte die Stadt daraufhin in einer Vereinbarung mit dem Milliardär eine 30 Meter breite Trasse den gesamten Hügel hinauf. Sie geht, ausgerechnet, vom Wonder View Drive ab, von der Straße der wunderbaren Aussicht.

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SZ vom 16.02.2010
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