Süddeutsche Zeitung

Kunst:Françoise Gilot mit 101 Jahren gestorben

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Sie war Picassos Muse und gilt als einzige Frau, die ihn je verlassen hat. In der Kunstwelt fand auch Gilot Anerkennung.

Die französische Malerin Françoise Gilot ist tot. Sie sei im Alter von 101 Jahren gestorben, berichten US-Medien übereinstimmend unter Berufung auf ihre Tochter Aurelia Engel. Gilot, die auch Lebensgefährtin und Muse des Künstlers Pablo Picasso war, habe seit Längerem an Problemen mit dem Herzen und der Lunge gelitten und sei am Dienstag in einem Krankenhaus in Manhattan gestorben.

Die 1921 in Neuilly-sur-Seine, einem bürgerlichen Vorort westlich von Paris, geborene Gilot richtete sich bereits als junge Frau bei ihrer Großmutter ein Atelier ein und organisierte erste Ausstellungen. Ihre Mutter war Aquarellmalerin, ihr Vater erfolgreicher und autoritärer Geschäftsmann, der eigentlich gewollt hatte, dass seine Tochter Jura studiert.

1943 lernte Gilot den etwa 40 Jahre älteren Picasso kennen. Die ersten drei Jahre mit Picasso seien die besten gewesen, denn man habe sich nur zweimal im Monat gesehen, sagte die Malerin einmal der Wochenzeitung Paris Match. Das Paar bekam die Kinder Claude und Paloma. Aber Picasso sei immer bestimmender, dominanter und launischer worden, habe den Menschen um ihn herum das Leben schwer gemacht und sie einschränken wollen, beschrieb Gilot den Maler später.

1953 trennte sich Gilot von Picasso - sie gilt als einzige Frau, die den Kunst-Giganten des 20. Jahrhunderts je verlassen hat. "Denkst du, dass die Menschen an dir interessiert sein werden?", habe Picasso sie daraufhin gefragt. "Das werden sie nie sein, nur deinetwegen." Die Trennung sei einer Majestätsbeleidigung gleichgekommen, sagte die Literaturwissenschaftlerin und Gilot-Biografin Annie Maïllis in einem Interview.

Gilot führte später eine kurze Ehe mit dem Maler Luc Simon, aus der Tochter Aurelia stammt. Danach zog sie nach New York und heiratete 1970 Jonas Salk, den Entdecker des Polio-Impfstoffs gegen Kinderlähmung. Mit ihm blieb sie bis zu seinem Tod 1995 zusammen.

Zum 100. Geburtstag als "It-Girl" gefeiert

Über ihre Beziehung zu Picasso schrieb Gilot in den 1960er-Jahren das Buch "Leben mit Picasso". Dieser soll getobt haben, weil er es trotz zahlreicher Anstrengungen nicht verbieten lassen konnte. Das Werk wurde zum Bestseller, begleitet von einem juristischen Kleinkrieg - der auch dazu führte, dass sich zahlreiche Galerien, angeblich unter Druck von Picasso, auf dessen Seite schlugen.

Das schadete der künstlerischen Karriere Gilots, aber die Malerin arbeitete bis zu ihrem Lebensende - und schaffte es schließlich auch, in der Kunstwelt Anerkennung zu finden. In den vergangenen Jahren gab es mehrere Ausstellungen ihres Werkes und teure Verkäufe einzelner Stücke. Zum 100. Geburtstag feierten die US-Medien sie sogar als "It-Girl". Aber Gilot gab sich immer bescheiden. "Ich werde keine große Sache daraus machen und mich zu mehr machen, als ich bin", sagte sie noch im vergangenen Jahr der New York Times. "Oder zu weniger."

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