Süddeutsche Zeitung

Gehört, gelesen, zitiert:Wurstwurf für alle

Lesezeit: 1 min

Elton John hat erklärt, warum junge Künstler angesichts des Brexits Hilfe brauchen - um weiterhin mit Hotdogs beworfen werden zu können.

Es hat ja immer eine besondere Schönheit, wenn die ganz großen Themen sich in sehr kleinen Bildern und Anekdoten wiederfinden. Wenn der wirklich gewaltige Brexit also zum Beispiel in eine im Vergleich doch winzige Wurst passt. Eine pophistorisch nicht ganz irrelevante Wurst allerdings immerhin, geworfen in Paris von einem Fan des brasilianischen Bossa-Nova-Pianisten Sérgio Mendes. Ziel des Werfers: Elton John. Damals noch unbekannter Liedermacher, den man, nicht sehr passend, ins Vorprogramm von Mendes gebucht hatte.

Elton John erzählt die Geschichte vom Wurstwurf in einem Gastbeitrag für den britischen Guardian , in dem er davon berichtet, wie er sich damals, in den 60ern, unter anderem mit fünfstündigen Sets im Hamburger Top Ten Club ("It was a real baptism of fire") eine treue Fangemeinde auf dem europäischen Festland erspielte. Ziel des Autors: der Brexit. Wäre er heute ein Solokünstler auf dem Sprung, sei es unwahrscheinlich, dass er es nach Hamburg schaffen würde - oder in Paris mit Hotdogs beworfen werden könnte. Wegen des Brexits bräuchten Künstler jetzt Visa, Arbeitsgenehmigungen und Zollbescheinigungen fürs Equipment. Ein administrativer Albtraum , den Stars wie er, Elton John, von ihrer Entourage erledigen und ihrer Plattenfirma finanzieren lassen können. Der Nachwuchs hingegen, der sei angeschmiert. Elton Johns Forderung deshalb: Es braucht eine Organisation, unter anderem finanziert von Plattenfirmen, die Künstlern hier hilft. Oder in seinen Worten:

"Wenn sie jede Note hassen, die ich jemals aufgenommen habe, weil sie es mehr mit dem Kantigen, Schrägen und Explorativen haben - wenn Sie also finden, dass der Hotdog-Werfer durchaus einen Punkt hatte -, dann müssen Sie umso mehr die Möglichkeiten junger Musiker unterstützen, auf Tour zu gehen. Wenn der Brexit nämlich Newcomer davon abhält, zu touren, werden nur noch Mainstream-Künstler wie ich eine nennenswerte Live-Karriere haben. Und glauben Sie mir, ich wünsche mir das keinen Deut mehr als Sie."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.5199530
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ/biaz
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.