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Damien Chazelle:Jüngster Oscar-Regisseur aller Zeiten

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Damien Chazelle ist jung, liebt Jazz und wird offenbar vom Glück verfolgt. Den Musicalfilm "La La Land" wollte er schon vor Jahren drehen.

Von Carolin Gasteiger

"La La Land" ist ein Film über die Liebe, sagt Regisseur Damien Chazelle. Und er selbst habe das Glück gehabt, sich bei den Dreharbeiten verlieben zu dürfen (in Schauspielerin Olivia Hamilton, die auch im Film eine kleine Rolle hat). Mit diesen Worten bedankt sich der US-Amerikaner am Sonntagabend bei der Academy für den Regie-Oscar, mit dem er für den Film ausgezeichnet wurde. Als jüngster Preisträger überhaupt in dieser Kategorie.

Chazelle galt zwar als Favorit neben Kenneth Lonergan ("Manchester by the Sea") und Barry Jenkins ("Moonlight"). Dennoch ist der Preis außergewöhnlich für einen 32-Jährigen, der erst seinen dritten Film gedreht hat.

Von "La La Land" hatte der US-Amerikaner aus New Jersey schon lang geträumt. Zehn Jahre lang verfolgte der Sohn zweier College-Professoren das Ziel, ein Musical zu verfilmen. Chazelle liebt Hollywood-Musicals mit Fred Astaire und Ginger Rogers, wollte seines aber in die Neuzeit verlegen. Musicals basierten inzwischen nur noch auf Broadway-Shows, sagt er in einem Interview mit dem Musikexpress.

Als er jedoch niemanden fand, der das Projekt finanzieren wollte, schob er den Schlagzeug-Film "Whiplash" dazwischen, das vor zwei Jahren fünf Mal für einen Oscar nominiert war und drei Mal gewann. Chazelle, der selbst ausgebildeter Jazz-Schlagzeuger ist, schrieb das Drehbuch angeblich aus Frust über die Verzögerung bei "La La Land" und projizierte in die Figur von Simmons seinen früheren Schlagzeuglehrer.

Aber erst der Erfolg von "Whiplash" ermöglichte "La La Land", in dem Ryan Gosling einen Jazz-Pianisten spielt. Der Jazz als immer wiederkehrendes Motiv ist allen Chazelle-Filmen immanent. Im Grunde hat er vieles aus seinem ersten Film "Guy and Madeline on a Park Bench" in den diesjährigen Oscar-Favoriten übernommen. Ein junges Pärchen, er Jazzmusiker, sie Studentin auf der Suche nach sich selbst. Chazelles Debüt von 2009 spielt in Boston, wo er auch fast "La La Land" hätte spielen lassen.

Ein Faible für Jazz, die Liebe zu Musicals aus dem alten Hollywood: Wer den 32-Jährigen für einen Traditionalisten hält, der irrt sich. Ihm sei wichtig gewesen, dass "La La Land" nicht ausschließlich aus Anekdoten bestehe, sondern auch eine moderne Konnotation habe, zitiert ihn der Independent. Chazelle geht es stets um die Kunst, um den Ehrgeiz und was sich daraus Neues schaffen lässt. Chazelles zweite Heimat ist Paris und Umgebung, er hat einen französich-stämmigen Vater.

Mit der Auszeichnung für ihn liegt die Academy richtig. Sie ehrt einen jungen, talentierten Autorenfilmer mit eigener Handschrift. Die Vulture hat Chazelle nach seinem Erfolgsrezept gefragt. Seine Antwort: "Man braucht einen guten Anfang und einen guten Schluss, und keine schlechten Szenen dazwischen." Allein das legendäre Autobahn-Intro in "La La Land" bestätigt dieses Rezept.

In seinem nächsten Projekt schert Chazelle jedoch aus der gewohnten Thematik aus. Es wird um den Astronauten Neil Armstrong gehen. Wer weiß, vielleicht verbindet Chazelle auch das Weltraum-Setting wieder mit Jazz. Vielleicht hatte ja auch Armstrong einen Faible dafür.

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