Süddeutsche Zeitung

Goldener Löwe für Katharina Fritsch:Überlebensgroß

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Die Düsseldorfer Künstlerin Katharina Fritsch entwirft monumentale Tierskulpturen. Die Biennale von Venedig ehrt sie nun für ihr Lebenswerk.

Von Catrin Lorch

Mit einem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk hat die Biennale von Venedig, die im April eröffnet, bereits jetzt zwei Künstlerinnen ausgezeichnet: Cecilia Vicuña und Katharina Fritsch. Während die aus Chile stammende Bildhauerin, Malerin und Installationskünstlerin Cecilia Vicuña erst in den vergangenen Jahren international bekannt wurde, wird die 1956 in Essen geborene Katharina Fritsch seit Langem in der Szene als eine der bedeutendsten Bildhauerinnen überhaupt gehandelt. Dass Katharina Fritsch, die seit ihrem Studium an der Kunstakademie in Düsseldorf dort lebt und arbeitet, international gefeiert wird, übersieht man in Deutschland gerne: Lieber geht der Blick nach Berlin, richtet sich auf junge Künstlerinnen, auf neue Medien oder politische Inhalte.

Das Werk von Katharina Fritsch, die im Alter von fünf Jahren beschloss, Künstlerin zu werden, ist gleichzeitig spektakulär und von beeindruckender Ruhe. Bekannt wurde sie durch die Teilnahme an wichtigen Ausstellungen wie "Von hier aus - Zwei Monate neue deutsche Kunst in Düsseldorf" 1984 oder den Skulptur-Projekten in Münster. Schon 1987 stellte sie einen lebensgroßen grünen Elefanten im Kaiser-Wilhelm-Museum in Krefeld aus. Ihr berühmtestes Werk ist sicher der spukdüstere, alle Dimensionen sprengende "Rattenkönig" (1993), eine Skulptur aus 16 im Kreis angeordneten, fast drei Meter hohen Ratten, deren Schwänze sich - getreu dem literarischen Mythos - in der Mitte verknotet haben. Die gigantischen, realitätsgetreuen Skulpturen sind meist aus Kunststoff hergestellt und wirken in ihrer symbolischen Farbgebung nicht wirklich realistisch, eher so, als seien sie Illustrationen entsprungen, Märchenbüchern oder einem Spielzeug-Zoo. "Für mich kann alles Skulptur sein", sagt Fritsch. "Ich wollte immer schon eine Art von Parallelwelt erschaffen, die deswegen überraschend wirkt, weil die Betrachter das Gefühl haben, sie sehen die Objekte zum ersten Mal."

Katharina Fritschs lebensgroße Figuren wie "Mönch", "Doktor" oder die in grellem Gelb gefärbte Madonnenfigur wurden früh schon in Amerika diskutiert, zwischen Los Angeles und New York, wo Fritsch als eine der ersten deutschen Künstlerinnen von bedeutenden Galerien gezeigt wurde. Das New Yorker Museum of Modern Art stellte ihre Skulpturen dauerhaft im Garten auf. 2001 vertrat Fritsch Deutschland bei der Biennale in Venedig und bekam von der Londoner Tate eine Retrospektive ausgerichtet. Der monumentale blaue "Hahn/Cock", den Fritsch 2013 auf dem für zeitgenössische Kunst reservierten Sockel am Londoner Trafalgar Square installierte, unterstrich noch einmal die aktuelle Bedeutung dieser Künstlerin. Cecilia Alemani, die Kunstkuratorin der aktuellen Venedig-Biennale, nannte Fritschs Beitrag zur zeitgenössischen Kunst und insbesondere zur Bildhauerei "unvergleichlich".

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