Süddeutsche Zeitung

Studio Babelsberg in amerikanischem Besitz:Entschlossenes Abwarten

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Das berühmteste und älteste Filmstudio Deutschlands gehört jetzt einem amerikanischen Immobilienfonds. Grund für Proteste? Bisher offenbar nicht.

Von Peter Richter

Die Studio Babelsberg AG gehört nun dem amerikanischen Finanzinvestmentfond TPG Real Estate Partners (TREP) aus Fort Worth in Texas, wurde Anfang der Woche bekannt gegeben. Und wer seitdem darauf wartet, dass auf diese Wirtschaftsnachricht nun Proteste aus der Sphäre des Kulturbetriebs folgen, wartet bislang vergeblich. Das ist einerseits erstaunlich, wenn man in Betracht zieht, dass da im Potsdamer Stadtteil Babelsberg immerhin das älteste Großfilmstudio der Welt steht, gegründet 1912, Geburtsort von UFA-Meisterwerken wie "Metropolis", später Heimat der ostdeutschen DEFA, noch später dann der Ort, an dem sich Hoffnungen auf gesamtdeutsche Kinokunst und auf internationale Kassenerfolge kreuzten, manchmal auch eher kollidierten. Bemerkenswert ist die Ruhe auch, wenn man sich vorstellt, was los wäre, wenn die Pariser Filmstudios auf einmal von Hollywood geschluckt würden oder die von Pinewood bei London.

Aber wenn man sich dieser Tage in der Berliner Filmbranche dazu umhört, wird die Übernahme durch die Amerikaner eher abwartend kommentiert. Man wisse noch nicht genügend, um jetzt schon die Folgen für den deutschen Film abschätzen zu können, sagen die einen. Andere erkennen weitere Anzeichen für die Monopolisierung im Filmgeschäft. Babelsberg wird nun Teil der Studioplattform Cinespace, und die ist nach eigenen Angaben der zweitgrößte Studiobetreiber Amerikas.

Der Schauspieler Christoph Waltz, einst mit dem in Babelsberg gedrehten Tarantino-Film "Inglorious Basterds" zu Weltruhm gekommen, lobt hingegen die Entscheidung der bisherigen Vorstände Carl Woebcken und Christoph Fisser, die Potsdamer Studios konsequent für internationale Großproduktionen zu öffnen. Die beiden hatten Babelsberg 2004 für einen symbolischen Euro übernommen und waren mit ihrem Hollywood-Kurs so erfolgreich, dass die Übernahme durch die Amerikaner jetzt beinahe folgerichtig scheint. Woebcken und Christoph Fisser sollen die Geschäfte auch weiterhin führen. Brandenburgs Wirtschaftsministerium gab lediglich in mahnenden Worten der Erwartung Ausdruck, dass die derzeit 100 festen Arbeitsplätze auch in Zukunft erhalten bleiben.

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