Süddeutsche Zeitung

SZ-Werkstatt:Was bietet Halt?

Lesezeit: 1 min

Bericht aus der SZ-Werkstatt über die Serie "ÜberLeben": Menschen, die schwere Schicksale zu ertragen haben.

Von Lars Langenau

Georg Büchner lässt Woyzeck sagen: "Jeder Mensch ist ein Abgrund, es schwindelt einem, wenn man hinabsieht." Ich sehe hinab. Seit vergangenem Jahr führe ich für SZ.de Gesprächsprotokolle mit dem Label "ÜberLeben". Sie handeln von Brüchen, Schicksalen, tiefen Erlebnissen.

Lars Langenau, 46, ist ausgebildeter Lehrer und ehemaliger SZ-Volontär. Seit 2007 ist er Redakteur der Online-Ausgabe der SZ und freut sich über Post, falls Sie selbst ihre Geschichte erzählen wollen. E-Mail: ueberleben@sz.de

Im Grund dreht sich alles um die große Frage der Resilienz: Wieso brechen die einen zusammen, während andere mit schweren Problemen klarkommen? Wie geht Überlebenskunst?

Diese Serie ist eine Suche. Was bietet Halt? Manche sagen Glaube, Freunde, Familie. Obwohl Familie auch der Horror sein kann. Meist finden die Menschen aber die Kraft in sich.

Inzwischen heißt es in meiner Redaktion: Wenn es was Trauriges gibt, dann macht das der Lars. Schnell wird man zum Spezialisten für tragische Dinge. Dabei strahlen die Geschichten so viel Hoffnung aus.

Manchmal sind sie anonym, andere jedoch mit vollem Namen, weil sie anderen Mut machen sollen, sich andere wiederfinden können. Schließlich haben sie überlebt! Weil jeder Brüche in seinem Leben aufweist. Weil es helfen kann, die Finger nochmals in die Wunde zu legen.

Das Leben ist paradox - genauso sind es die bislang erschienenen Protokolle. Von einem magersüchtigen It-Girl über eine junge Frau, die von einer traumatischen Vergewaltigung berichtet, von Krebs und dem Umgang damit, von Trauer und ganz banalem Liebeskummer, der tödliche Wirkung entfalten kann.

Besonders beeindruckt hat mich Benedikt von Ulm-Erbach, der sich mit 28 beim Snowboarden das Genick brach. Er ist querschnittsgelähmt und sagt: "Ich bin glücklich, weil ich meinen Zeigefinger noch bewegen kann." Oder Sven Marx, der mit Hirntumor auf dem Fahrrad die Welt umradelt: "Ich schaue immer, was ich noch machen kann, und nicht, was nicht."

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Quelle:
SZ vom 02.01.2016
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