Süddeutsche Zeitung

Credit Suisse:Die Banker und das große Geld

Lesezeit: 3 min

SZ-Leserinnen und -Leser beklagen Spielermentalität, das Rettungssystem und die Politik, die diesem Treiben keinen Einhalt gebietet.

"In Geiselhaft" vom 6. April, "Diese Fusion ist ein Fehler" vom 21. März, "Alle schuld, nur ich nicht" vom 23. März:

Die Arroganz der Banker

Wer die Arroganz der Banker - selbst in der Stunde der Staatshilfe - studieren wollte, konnte dies an der Pressekonferenz zur Übernahme der Credit Suisse durch die UBS studieren. Colm Kelleher, Präsident der UBS Group AG, hielt es nicht für nötig, wenigstens die ersten Sätze seiner Stellungnahme in einer der vier Landessprachen oder einer der drei Amtssprachen zu formulieren. Nein, es musste Englisch sein, noch dazu Eigenlob in der Business-Fachsprache.

Die Schweiz, mein Heimatland, hat sich mit dieser Lösung ein riesiges Klumpenrisiko eingehandelt: Statt der früheren vier Banken, Bankverein, Bankgesellschaft, Volksbank und Kreditanstalt, gibt es nun nur noch eine Großbank. Es bleibt zu hoffen, dass die CS umstrukturiert und verkauft wird, damit vor allem die Mitarbeitenden nicht unter dem ehemaligen Konkurrenten, sondern in einem neuen Umfeld tätig sein können: als privater, kleiner, seriöser Akteur.

Karin Unkrig, München

Tochter statt Fusion

In den Berichten zur Schweizer Bankenkrise wurde erklärt, wie bedenklich ein Verschmelzen beider Banken erscheint. Vorteilhafter könnte es sein, die CS als Unternehmen zu belassen - aber als Tochter unter Verantwortung und Führung der UBS. Das würde den gigantischen, ertraglosen Aufwand, den eine Fusion kosten würde, ersparen. Gleiches war bei der Übernahme der Dresdner Bank durch die Commerzbank seinerzeit deutlich zu erkennen. Später, wenn die Umstände dafür sprechen, könnte die CS wieder als selbständig entlassen werden.

Dieter Reich, München

Der Dumme ist der Staat

Mit einem spekulativen Investment-Banking wird im Finanz- und Bankenwesen um die eigene Bilanz spekuliert. Es ist wie in einer Spielbank, wer aufs falsche Pferd setzt, kann alles verlieren. Die eigenen bankinternen Finanzreserven sind zu niedrig, um sich selbst retten zu können. Wer hat Schuld? Darüber sprechen wir lieber nicht. Der Dumme ist immer der Staat mit seinen fleißigen Steuerzahlern. Die Wiederholungsgefahr ist in der gesamten Bankenwelt jederzeit möglich. Die Bankenaufsicht ist eine Placebo-Instanz, ohne Kompetenz und Effektivität, um drohende Bankeninsolvenzen vorzeitig zu erkennen. Vertrauen ist nicht alles - es fehlt noch immer an internen Risikobewertungen, die extern neutral zu begutachten sind. Bankenkrisen-Wiederholungen sind eben systemrelevant und unvermeidbar, das lernen wir daraus.

Thomas Bartsch Hauschild, Hamburg

In Verruf geraten

Man muss nicht Bankbeamter, Bankier oder Banker gewesen sein, um entsetzt zu sein, wie mit Geld als Ware umgegangen wird. Allein der Wechsel der Berufsbezeichnungen zeigt deutlich, wie ein eher langweiliger Beruf und sein Gewerbe im Laufe der Zeit in Verruf geraten ist. Dazu hat auch der Schweizer Josef Ackermann beigetragen, als er für die Deutsche Bank eine Kapitalrendite von 25 Prozent erreichen wollte. Eine Kapitalverdoppelung alle vier Jahre? Mein erster Gedanke: Das ist nicht seriös, sondern kriminell! Eine Aktiengesellschaft, die nichts produziert, sondern mit dem Geld ihrer Kunden wirtschaftet, das kann nicht mit rechten Dingen zugehen, und ich hatte recht: siehe Liborzinsmanipulation.

Der Begriff "Systemrelevanz" wird zu einem Totschlagargument, um marode Firmen mit Steuergeldern zu retten. Auch wenn das nicht völlig verkehrt ist, es läuft wie gehabt: Gewinne werden privatisiert und Verluste sozialisiert. Die Verantwortlichen stürzen nicht ab, sondern werden gerettet. Das kann nicht sein.

Burkhard Colditz, Sindelsdorf

Selbstherrliche Manager

Und wieder müssen öffentliche Gelder retten, was selbstherrliche Manager angerichtet haben. Die Finanz- und Bankkrisen - ob 2008 oder die aktuelle - wurden möglich, weil die Politik es zuließ. Stets wurde dies unter der Flagge der "bürgerlichen Freiheiten" verteidigt. Wenn der Kindergärtner, die Buchhändlerin oder der Gastwirt die Steuererklärung falsch oder zu spät einschickt, drohen Verzugszinsen und Gebühren. Wenn ein superreicher Banker mit seinen Millionen-Boni eine desolate Bank hinterlässt, lehnt er sich auf seiner Yacht mit einem Drink zurück und hofft auf den nächsten lukrativen Job, nachdem die Politik alles wieder gerichtet hat.

Urs Heinz Aerni, Zürich/Schweiz

Millionen verdient

Die Schweiz war einst Vorzeigeland im Bankwesen. Überall hätte ich Bankenskandale solchen Ausmaßes für möglich gehalten, jedoch nicht in der Schweiz. Wer hat von 2015 bis 2022 diese - wie sich schon längst zeigte - untauglichen Manager der Credit Suisse (CS), Chefs und wie sie sich noch nannten, in die höchsten Etagen gehievt? Kein einziger hatte im Gegensatz zur Bank, die sie leiteten, auch nur einen Franken Schaden erlitten. Im Gegenteil! Jeder von ihnen verdiente Millionen und sackte beim Abgang noch zusätzlich hohe Abfindungen ein. Dazu fällt mir ein Satz zum österreichischen Kurz-Skandal ein: "Was war meine Leistung?" Um alles wieder in die richtigen Bahnen zu bringen, steht natürlich der brave Steuerzahler bereit. Vielleicht könnte es sich nun bei der UBS als sinnvoll erweisen, zukünftige Honorare auf Erfolgsbasis anzubieten?

Hans Gamliel, Rorschach/Schweiz

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