Süddeutsche Zeitung

CDU:Ein denkwürdiger Freitag

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Wie geht es weiter nach dem Parteitag in Hamburg bei der CDU? Mit dieser Frage setzen sich auch die Leser kontrovers auseinander. Ist AKK nur Merkel 2.0 oder doch mehr?

"Die Neue", " Die Seelenpflegerin" und " Tage wie dieser" vom 8./9. Dezember:

Chance auf neue Ära

Alle drei Kandidaten, Annegret Kramp-Karrenbauer, Friedrich Merz und Jens Spahn, haben mit ihrem engagierten und doch überaus fairen Umgang untereinander viel für ihre Partei, aber auch für die demokratische Kultur in ganz Deutschland getan (Mitglieder anderer Parteien dürfen sich daran also gerne ein Beispiel nehmen).

An dem denkwürdigen Freitag in Hamburg gegen 17 Uhr hat es daher drei Gewinner gegeben, von denen die größte Gewinnerin nun CDU-Bundesvorsitzende geworden ist. Wenn die CDU diesem Habitus weiterhin folgt und sie sich mit neuer Woman-Power zudem auf eine zukunftsgewandte Nivellierung von Ökonomie und Ökologie verständigen kann, dann wird sie zweifellos eine Volks- und Regierungspartei bleiben können. Die hinlänglich bekannten Vergleiche von AKK mit Merkel sollten wir indes beenden. Mit der Wahl der neuen CDU-Vorsitzenden besteht die Chance, eine neue politische Ära zu eröffnen, die sich spätestens ab 2021 parteiweit und bundesweit voll entfalten kann.

Matthias Bartsch, Lichtenau-Herbram

Diffamierend

Leider büßt der Artikel über die Wahlentscheidung des CDU-Parteitages einen nicht unerheblichen Teil seiner Qualität ein, indem er auf die "auf die Dauer etwas anstrengende Tonlage" von Frau Kamp-Karrenbauer verweist. Unnötig und diffamierend, denn was soll die Leserin aus diesem Nebensatz schließen?

Marion Gaudig, Berlin

Keine klare Hierarchie

Der Machtkampf in der CDU ist nicht beendet. Mit Kramp-Karrenbauer als CDU-Vorsitzender und Ziemiak als Generalsekretär gibt es keineswegs eine klare Hierarchie, sondern eine Doppelspitze. Denn Ziemiak sitzt im Gegensatz zu Kramp-Karrenbauer im Bundestag und ist dort die Stimme der

CDU, während Kamp-Karrenbauer für die öffentliche Wahrnehmung auf Talkshows und Pressekonferenzen angewiesen ist. Ob sich Ziemiak im Parlament als loyaler Sprecher von AKK oder als Vertreter des rechten Flügels versteht, ist offen. Sehr schnell kann in der CDU der Ruf nach einem Casting für die Kanzlerkandidatur das vermeintliche "Zugriffsrecht" der Parteivorsitzenden auf die Kandidatur überspielen, weil doch alle Seiten das Casting für den Parteivorsitz überschwänglich gelobt haben. Das könnte die Stunde für die rechts-konservative CDU und für Ziemiak werden.

Michael Rothschuh, Hamburg

Das "C" streichen

Ich hatte von den Kandidaten für die Nachfolge Angela Merkels erwartet, dass sie bei ihrer Vorstellung als Erstes versprechen, dass sie die christlichen Werte - Nächstenliebe, Barmherzigkeit, die gleichen Menschenrechte für alle, auch für Flüchtlinge - hochhalten, stattdessen hörte ich fast nur von Wirtschaft, Kapital, Verteidigung. Fazit: Unter diesen Umständen wäre es doch ehrlicher, das "C" aus dem Parteinamen zu streichen.

Lotte Strack, München

Ehrenamt

Die vielen vorweihnachtlichen Spendenaufrufe, die tagtäglich in meinen Briefkasten reinschneien, betrachte ich mit wachsender Sorge. Hat doch Annegret Kramp-Karrenbauer nur wenige Tage nach der Wahl überraschend festgestellt, dass der CDU-Vorsitz ein Ehrenamt ist.

Manfred Jagoda, Ismaning

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Quelle:
SZ vom 13.12.2018
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